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PROGRAMM

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Apr 2024

Lydia Lewitsch & Jana Scheerer

Skandal!

15.04.2024 19:30 Uhr, Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V.

Noch nie wurde an der Universität Wien eine Professorin entlassen. Doch nun muss Miriam Behrmann, die Erzählerin in Lydia Lewitschs Debütroman, um ihre berufliche Zukunft bangen. Ihre Doktorandin Selina wirft ihr psychischen Missbrauch vor. Dabei hat Miriam, die sich ein Berufsleben lang gegenüber konservativen, männlichen Kollegen durchsetzen musste, ihr doch nur zu vermitteln versucht, was es braucht, um in der Wissenschaft erfolgreich zu sein.

Auch der Lehrstuhl von Nora Rischer scheint zu wackeln. Die Heldin in Jana Scheerers Roman sitzt gerade im Untersuchungsstuhl einer Kinderwunschpraxis, als sie von einem rassistischen Vorfall an ihrem Seminar erfährt. Wird sie jetzt gecancelt, obwohl sie kein alter weißer Mann ist, sondern eine queere Frau, die sich bisher immer für linksliberal hielt?

Der Fall Miriam Behrmann und Die Rassistin sind nicht nur zwei extrem klug erzählte Campus-Romane, die einen kenntnisreichen Blick auf den Universitätsbetrieb werfen – es sind vor allem gelungene Gesellschaftssatiren, die sich trauen, die bestimmenden Diskurse unserer Gegenwart aus ungewohnter Perspektive zu erzählen, ohne dabei einfache Antworten zuzulassen.

Moderation: Christian Dinger

Eintritt:  € 5,-/8,-/12,- (pay as you wish)

Lydia Lewitsch wurde in Polen geboren. Unter dem zunehmenden Druck des kommunistischen Systems migrierten ihre Eltern mit ihr 1979 in die damalige Bundesrepublik Deutschland. Nach dem Abitur studierte sie Germanistik und Philosophie. Unter anderem Namen schreibt sie Essays zu literarischen und gesellschaftspolitischen Themen sowie wissenschaftliche Aufsätze für verschiedene nationale und internationale Zeitschriften. Der Fall Miriam Behrmann ist ihr erster Roman.

Jana Scheerer, geboren 1978 in Bochum, lebt in Berlin. Nach ihrem Studium der Germanistik, Amerikanistik und Medienwissenschaft arbeitete sie als akademische Mitarbeiterin am Institut für Germanistik der Universität Potsdam. Sie war Stipendiatin der Autorenwerkstatt Prosa des Literarischen Colloquiums Berlin und wurde 2004 für ihr erstes Buch Mein Vater, sein Schwein und ich mit dem Literaturpreis Prenzlauer Berg ausgezeichnet. Mein innerer Elvis wurde für den Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Oldenburg nominiert und mit dem LUCHS ausgezeichnet.

Foto Jana Scheerer: © Maximilian Merz

Eleanor Catton

Der Wald

17.04.2024 19:30 Uhr, Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V.

Birnam Wood, das ist der Wald in Macbeth, der laut Prophezeiung den Fall des Titelhelden ankündigen wird. Im neuen Roman von Booker Prize-Gewinnerin Eleanor Catton nennt sich ironischerweise ein aktivistisches Umwelt-Kollektiv so. Angeführt von Mira hat sich die Gruppe bisher auf guerilla gardening (und ein wenig Kleinkriminalität) beschränkt. Nach einem Erdrutsch tut sich die Chance auf, eine scheinbar verlassene Farm zu übernehmen und das Kollektiv finanziell abzusichern – dazu aber muss ein Pakt mit Tech-Milliardär Robert Lemoine geschlossen werden, der dort einen Endzeitbunker baut und alles verkörpert, was das Kollektiv ablehnt. Schon bald müssen alle Beteiligten sich fragen, wie weit man sich von den eigenen Idealen zu entfernen bereit ist – und wessen Niedergang Birnam Wood diesmal einleitet.
Eleanor Cattons Roman Der Wald ist ein Meisterwerk mit raffiniertem Bezugsrahmen: Shakespeare’sche Wucht trifft auf Jane Austens Witz, ein Ökothriller über Misstrauen und Verrat prallt auf eine bissige Gesellschaftssatire. Und im Zentrum steht die alles entscheidende Frage, woraus wir eigentlich gemacht sind.

Moderation: Jan Wilm

Lesung: Viola Pobitschka

Eintritt: 5,-/8,-/12,- (pay as you wish)

Eleanor Catton erhielt 2013 für ihren Roman Die Gestirne den renommierten Booker-Preis. Zuvor erschien ihr Roman Anatomie des Erwachens. Als Drehbuchautorin adaptierte sie Die Gestirne als TV-Serie und Jane Austens Emma als Kinofilm. Geboren in Kanada und aufgewachsen in Neuseeland, lebt sie nun in Cambridge, England.

Jan Wilm ist Autor, Übersetzer und Literaturkritiker. 2016 erschien von ihm das Buch The Slow Philosophy of J. M. Coetzee, 2019 der Roman Winterjahrbuch.

Viola Pobitschka ist Film- und Theaterschauspielerin sowie Sprecherin für Hörbücher und Hörspielproduktionen mit Wohnsitz in Frankfurt am Main.

Foto: © Murdo Macleod

Elias Hirschl

Content

24.04.2024 19:30 Uhr,

„Die besten Köpfe meiner Generation denken darüber nach, wie man Leute dazu bringt, auf Werbung zu klicken“, formulierte 2011 der damalige Facebook-Mitarbeiter Jeff Hammerbacher in Anlehnung an Allen Ginsberg. Die namenlose Protagonistin von Content ist einer dieser Köpfe. Während draußen die Stadt von Erdbeben erschüttert wird, die Drohnen über den Dächern kreisen und sowieso die ganze Welt in Flammen steht, sitzt sie in der Content-Farm Smile Smile Inc. und erstellt ein Listicle nach dem anderen – sinnbefreite Auflistungen, die Klicks generieren sollen (Nummer 7 wird Sie zum Weinen bringen!). Ihre Kolleg*innen stecken alte Nokia-Handys in Mixer oder Mikrowellen in Hydraulikpressen. Noch stumpfsinniger wird ihr Arbeitsalltag durch die KI, die alles, was sie an Nonsens produzieren bis zur Unkenntlichkeit verändert, bevor es online geht. Da kann man eigentlich nur resignieren – oder durchdrehen.

Elias Hirschl, der zuletzt mit der österreichischen Politsatire Salonfähig für Aufsehen sorgte, beweist mit Content einmal mehr seine Fähigkeit, die Absurditäten der Gegenwart zu erspüren und zu großartiger Literatur zu machen. Das Ergebnis ist zu gleichen Teilen verstörend und irre komisch.

Moderation: Christian Dinger

Eintritt: 5,-/8,-/12,- (pay as you wish)

Elias Hirschl wurde 1994 in Wien geboren. Er ist Autor, Musiker, Slam Poet und schreibt für Theater und Radio. 2020 erhielt er den Reinhard-Priessnitz-Preis. Bücher u.a.: Meine Freunde haben Adolf Hitler getötet und alles, was sie mir mitgebracht haben, ist dieses lausige T-Shirt (Roman, 2016), Hundert schwarze Nähmaschinen (Roman, 2017) und bei Zsolnay die Romane Salonfähig (2021) und Content (2024).

Foto: © Petra Weixelbraun

WORTUMDREHUNG - POETRY SLAM-WORKSHOP

Mit Dirk Hülstrunk

27.04.2024 - 28.04.2024 10:00 - 16:00 Uhr, Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V.

Ihr habt Lust am Spiel mit der Sprache? Ihr wollt eigene Texte, Gedichte, Geschichten, Rap-Texte schreiben, reimen oder lieber freestylen? Ihr würdet gerne mal auf einer Bühne stehen, ein Mikrofon in der Hand? Dann seid ihr richtig beim Poetry Slam Workshop „Wortumdrehung“. Hier könnt ihr Ideen entwickeln, lernen, spannungsreiche und originelle Texte zu schreiben und ihre Umsetzung unter realen Bühnenbedingungen proben. Unsere Themen sind: Poetry Slam Hintergründe & Regeln, Texte für den Vortrag schreiben, Spannung erzeugen, Texte verbessern, Stimme & Performance, Mikrofonsprechen.

Der Workshop richtet sich sowohl an Anfänger wie an Fortgeschrittene, die ein kritisches Feedback zu ihren Texten brauchen oder ihren Vortragsstil verbessern möchten.
Teilnehmen können bevorzugt Jugendliche von 15 – 25 Jahren. Ältere Interessenten können in Einzelfällen teilnehmen, wenn noch Platz ist.
Workshopteilnehmende erhalten bevorzugte Startplätze beim  „Ausnahmezeit Poetry Slam“ für Jugendliche bis 20J am 23.5.2024, 19:30 in der Zentralen Stadtbücherei Frankfurt

Anmeldungen bis zum 19. April unter: slam@kulturnetz-frankfurt.de (Bitte angeben: Name, Geburtsdatum, Wohnort, Telefon od. Mobil, Email)

Workshopleiter Dirk Hülstrunk ist Lyriker, Spoken Word Poet, Sound Poet und einer der erfahrensten Veranstalter und Moderatoren der Poetry Slam/ Spoken Word Szene sowie Gründer des ersten Poetry Slam Frankfurt.

Mit freundlicher Unterstützung der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen.

Teilnahmegebühr: € 25,-
Kontoinhaber: Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V.
IBAN: DE05 5005 0201 0200 4946 86
Frankfurter Sparkasse
Referenz: Seminar Poetry Slam

Friedemann Karig

Was ihr wollt. Wie Protest wirklich wirkt

29.04.2024 19:30 Uhr, Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V.

Von den Suffragetten über die Schwarze Bürgerrechtsbewegung bis hin zu den Montagsdemonstrationen in der DDR der späten 80er Jahre – ohne engagierten Protest wäre Geschichte vielleicht anders verlaufen. Warum also agieren wir in unserer Gegenwart so verzagt und fühlen uns angesichts aktueller Krisen wie dem Klimawandel oder dem Auseinanderdriften der Gesellschaft so ohnmächtig? Warum gehen wir einerseits zu Hunderttausenden auf die Straße und zweifeln aber gleichzeitig doch daran, ob wir überhaupt etwas verändern können?

Friedemann Karigs Was ihr wollt ist das Buch der Stunde. Mit analytischer Schärfe und der richtigen Portion Humor durchstreift er nicht nur die Geschichte des Protests, sondern zeigt auf, welche Mechanismen hinter effizientem Engagement stecken und wie dieses organisiert sein muss, um seine volle Kraft zu entwickeln. Nicht zuletzt rehabilitiert er einen Begriff, der völlig zu Unrecht unter Kitschverdacht steht und vielleicht das wichtigste Instrument des gesellschaftlichen Aufbegehrens ist: unsere Hoffnung.

Moderation: Björn Jager

Eintritt:  € 5,-/8,-/12,- (pay as you wish)

Friedemann Karig, geboren 1982, studierte Medienwissenschaften, Politik, Soziologie und VWL und schreibt unter anderem für die Süddeutsche Zeitung, das SZ-Magazin, Die Zeit und jetzt. Er moderierte das für den Grimme-Preis nominierte Format Jäger&Sammler von funk, dem jungen Online-Angebot von ARD und ZDF. Mit Samira El Ouassil betreibt er den Podcast Piratensender Powerplay. Dschungel war sein literarisches Debüt, zuvor erschien 2017 sein Buch Wie wir lieben. Vom Ende der Monogamie. Das von ihm 2021 zusammen mit Samira El Ouassil verfasste Buch Erzählende Affen wurde zum Bestseller und für den Deutschen Sachbuchpreis nominiert. Karig lebt in Berlin und in München.

Foto: © Marie Staggat

Mai 2024

Evan Tepest

Schreib den Namen meiner Mutter

07.05.2024 19:30 Uhr, Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V.

Das zweite Buch ist das schwerste. Zumindest bei Alex trifft diese Literaturbinse voll ins Schwarze. Der erste Roman war ein kleiner Erfolg, am zweiten verzweifelt sie. Also nimmt sie eine Auftragsarbeit an: Alex soll einen Essay über all das schreiben, worüber sie mit ihrer Mutter nicht sprechen kann und beschließt, der Frage vor Ort nachzugehen. In der alten Heimat wird nicht nur allzu deutlich, worüber die beiden schweigen (über Queerness, ihrer beider Depressionen und die Gewalt in der Familie), sondern Alex wird bewusst, dass dey sich nicht als Frau fühlt.

Schreib den Namen deiner Mutter ist vieles: Coming of Age- und Coming Out-Story, Familiengeschichte, Tragikomödie. Evan Tepest gelingt nach seinem gefeierten Essayband Power Bottom ein erstaunliches Romandebüt, in dem es ihm scheinbar spielend gelingt, mit viel Witz von den Traumata einer Familie zu erzählen.

Moderation: Björn Jager

Eintritt:  € 5,-/8,-/12,- (pay as you wish)

Evan Tepest lebt als Autor in Berlin. Im Februar 2024 erscheint sein erster Roman Schreib den Namen deiner Mutter im Piper Verlag. 2023 erschien der Essayband Power Bottom. Seine Texte sind außerdem in Anthologien und Zeitschriften erschienen, zuletzt in Delfi. Zeitschriftfür neue Literatur. Tepest ist Kolumnist für das Missy Magazine und ist im Wintersemester 24/25 Dozent für Essayistik am Deutschen Literaturinstitut Leipzig.

Foto: © Selma Kay Matter

Slata Roschal

Ich möchte Wein trinken und auf das Ende der Welt warten

14.05.2024 19:30 Uhr, Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V.

Wie ein Niemand – so fühlt sich Maria, Mutter von zwei Kindern, Frau eines verständnisvollen Ehemanns und promovierte Übersetzerin. Denn was nützt der makellose Lebenslauf, wenn sie als Frau und Mutter der eigenen Überforderung und dem gesellschaftlichen Druck ausgesetzt ist? Und dann sind da noch die omnipräsenten Wahlplakate der AfD, die nicht zuletzt auf Grund ihrer polnisch-jüdischen Abstammung Zukunftsängste aufkommen lassen. Ein Übersetzunsgkongress ermöglicht Maria die lang ersehnte Flucht in ein Hotelzimmer, wo sie endlich in Ruhe einen neuen Auftrag angehen kann. Sie soll historische Briefe eines deutschen Auswanderers übersetzen – und findet Trost darin, dem Verfasser zu antworten.

Ich möchte Wein trinken und auf das Ende der Welt warten ist gleichermaßen Sprachkunstwerk und gesellschaftskritischer Diskursbeitrag. Themen wie Mutterschaft, Geschlechterrollen, Rechtspopulismus und prekäre Arbeit werden von Slata Roschal nicht einfach nur „verhandelt“, sondern mit Stilsicherheit und Eleganz in den Bewusstseinsstrom der atemlosen Erzählerin eingewoben.

Moderation: Anna Yeliz Schentke

Eine Veranstaltung im Rahmen des Literaturfestivals literaTurm 2024 in Kooperation mit dem Kulturamt Frankfurt am Main.

Eintritt:  € 5,-/8,-/12,- (pay as you wish)

Slata Roschal, geboren 1992 in Sankt Petersburg, promovierte an der LMU München in der Slawistik. Für ihr literarisches Schaffen erhielt sie zahlreiche Stipendien und Preise, darunter den Literaturpreis Mecklenburg-Vorpommern und das Arbeitsstipendium des Freistaates Bayern. Bereits erschienen sind ihre Lyrikbände Wir verzichten auf das gelobte Land (Reinecke & Voß, 2019) und Wir tauschen Ansichten und Ängste wie weiche warme Tiere aus (Hochroth Verlag, 2021). 153 Formen des Nichtseins, ihr Romandebüt, wurde 2022 für den Deutschen Buchpreis nominiert und mit dem Bayerischen Kunstförderpreis ausgezeichnet.

Anna Yeliz Schentke lebt als Literaturwissenschaftlerin und Autorin in Frankfurt am Main. Ihr Debütroman Kangal stand auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2022 und wurde mit dem Förderpreis des Friedrich-Hölderlin-Preises der Stadt Bad Homburg 2023 ausgezeichnet.

Foto: © Dirk Skiba

Jakob Nolte

Die Frau mit den vier Armen

27.05.2024 19:30 Uhr, Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V.

Eine Reihe von Morden erschüttert Niedersachsen. Kommissarin Rita Aitzinger, in der sich Genie und Wahnsinn die Hand geben, sieht als einzige eine Verbindung zwischen den Fällen: traurige Jungs als Opfer, Songs, die an den Tatorten in Dauerschleife spielen, ominöse Tattoos, die Posen der Leichen wirken inszeniert. Bildet Rita sich diese Bezüge nur ein oder wütet eine Serienkillerin in der Stadt?
Jakob Nolte stellt seit seinem Debüt ALFF unter Beweis, wie kein anderer mit populären Genres spielen zu können, ihre Konventionen auszustellen und zu unterlaufen. Nach einem Highschool-Slasher-Stoff, einer Horrorstory und einer Hagiographie legt er nun fast folgerichtig einen waschechten Regio-Krimi vor, der in einer Stadt spielt, die selbst seit ihrer Gründung auf ihren großen Auftritt wartet: Hannover. Wer nun aber denkt, Die Frau mit den vier Armen bliebe bloße Parodie, der täuscht. Zwischen all dem Irrsinn blickt Nolte scharfsinnig wie immer auch auf die Gesellschaft – hier vor allem auf Macht und Abhängigkeiten: am Arbeitsplatz, in der Familie und in Beziehungen.

Moderation: Björn Jager

Eintritt:  € 5,-/8,-/12,- (pay as you wish)

Jakob Nolte, geboren 1988, wuchs in Barsinghausen am Deister auf. Seine Theaterstücke wurden mehrfach prämiert und an zahlreichen Bühnen Europas gespielt. Sein Debütroman ALFF wurde mit dem Kunstpreis Literatur 2016 ausgezeichnet. Sein Roman Schreckliche Gewalten war 2017 für den Deutschen Buchpreis nominiert. Er ist Co-Kurator der Webseite tegelmedia.net und lebt in Berlin. Zuletzt erschien Kurzes Buch über Tobias im Suhrkamp Verlag.

Foto: © Rachel Israela / Suhrkamp Verlag

Jun 2024

Franz Friedrich

Die Passagierin

07.06.2024 19:30 Uhr, Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V.

In Kolchis gibt es ein Sanatorium, das als Refugium für Zeitreisende dient. Aus den unterschiedlichsten Jahrhunderten wurden die Menschen hierher evakuiert – auch Heather, die als Teenager herkam und jetzt, Jahre später, nach Kolchis zurückkehrt. Doch die Zukunft ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Das Sanatorium ist verfallen, die übrig gebliebenen Bewohner haben sich in ihre eigene Welt zurückgezogen. Matthias, der aus der Zeit der Bauernkriege evakuiert wurde, wird für Heather dennoch zu einem Vertrauten, der ihr zeigt, dass Kapitulation das Ende von Menschlichkeit bedeutet.

Spätestens seit Thomas Manns Zauberberg ist das Sanatorium das ideale Setting, um in der Literatur eine in sich geschlossene Welt zu etablieren, einen von Zeit und Raum enthobenen Ort, an dem sich die Figuren in Ruhe den großen Fragen ihrer Existenz widmen können. Mit Die Passagierin hebt Franz Friedrich das Genre des Sanatoriumsromans auf eine neue Ebene, indem er erzählerisch die ganz großen Bögen spannt, ohne dabei den Blick auf die Details zu verlieren.

Moderation: Christoph Schröder

Eintritt:  € 5,-/8,-/12,- (pay as you wish)

Franz Friedrich, geboren 1983, studierte Experimentalfilm an der Universität der Künste Berlin und in Leipzig am Deutschen Literaturinstitut. Mit seinem Debüt Die Meisen von Uusimaa singen nicht mehr wurde er mit dem Literaturpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung ausgezeichnet und war für den Deutschen Buchpreis nominiert. Franz Friedrich lebt in Berlin.

Foto: © Franziska Taffelt

Liquid Center

Wir kommen

17.06.2024 19:30 Uhr, Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V.

„Wer schreibt hier? Was schreibt hier, was ist hier am Werk?“, heißt es einmal in Wir kommen, und diese Fragen sind hier Programm. Denn Wir kommen ist im Kollektiv entstanden: 18 Autor*innen haben über sechs Wochen anonym an einem Dokument im Netz gearbeitet und sich über weibliche und queere Sexualität, übers Altern, über Scham ausgetauscht und über all die Schnittpunkte, in denen diese Themen aufeinandertreffen. Mehr als 50 Jahre liegen zwischen den jüngsten und den ältesten Teilnehmer*innen, zu denen neue Stimmen sowie längst etablierte gehören. Der Text, der so entstanden ist, changiert beständig zwischen Zwiegespräch und Chor, zwischen Witz und poetischer Beobachtung. Vor allem aber berührt er. Denn die Anonymität sorgt für eine Offenheit im Sprechen: über Begehren genauso wie über Verletzungen und Traumata. Wir kommen wird so zu einem solidarischen Projekt, zu einem Raum, in dem aus einem Austausch gleichermaßen Trost wie Literatur wird.

Zu Gast an diesem Abend sind die drei Herausgeberinnen Verena Güntner, Elisabeth R. Hager und Julia Wolf sowie stellvertretend für die weiteren Beteiligten Caca Savic.

Moderation: Björn Jager

Eintritt:  € 5,-/8,-/12,- (pay as you wish)

Verena Güntner, 1978 in Ulm geboren, spielte nach ihrem Schauspielstudium viele Jahre am Theater. Ihr Romandebüt Es bringen (2014) wurde für die Bühne adaptiert und mit dem deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet. Verena Güntner erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, u.a. den Kelag-Preis beim Bachmann-Wettbewerb und das Berliner Senatsstipendium. Power wurde 2020 nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse sowie 2021 mit dem Schubart-Literaturförderpreis bedacht. Verena Güntner lebt in Berlin.

Elisabeth R. Hager, geboren 1981 in Tirol, ist Schriftstellerin, Klangkünstlerin und redaktionelle Mitarbeiterin der Abteilung Radiokunst von Deutschlandfunk Kultur. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u. a. das Hilde Zach Literaturstipendium der Stadt Innsbruck 2018. Als Teil des Kollektivs „Writing with CARE / RAGE“ kämpft sie für die bessere Vereinbarkeit von Care-Arbeit und Schreiben. Sie lebt mit ihrer Familie zwischen Berlin, Tirol und Neuseeland.

Caca Savic wurde in Österreich geboren und wuchs in einer mehrsprachigen Umgebung auf. Sie studierte Kunst- und Kultursoziologie sowie Architektur in Wien und lebt als Autorin in Berlin. Ihre Texte erschienen in Zeitschriften, Anthologien und Kunstkatalogen. In Kooperationen mit bildenden und darstellenden Künstler*innen erforscht sie die Schnittstellen von Literatur, Bild, Körper, Raum. 2017 wurde sie mit dem Kunstpreis des Europäischen Frauenforums für Kunst und Kultur e. V. ausgezeichnet.

Julia Wolf, 1980 in Groß-Gerau geboren, lebt in Berlin und Leipzig. Für ihren Debütroman Alles ist jetzt (2015) erhielt sie den Kunstpreis Literatur der Brandenburg Lotto GmbH. Beim Ingeborg-Bachmann-Preis 2016 las sie einen Auszug aus ihrem Roman Walter Nowak bleibt liegen (2017), für den sie mit dem renommierten 3sat-Preis und dem Nicolas-Born-Debütpreis ausgezeichnet wurde. Walter Nowak bleibt liegen wurde 2017 für den Deutschen Buchpreis nominiert. Für Alte Mädchen wurde Julia Wolf mit dem Robert Gernhardt Preis 2018 ausgezeichnet.

Foto: © Stefan Klüter

Volha Hapeyeva

Samota

18.06.2024 19:30 Uhr, Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V.

Während Majas Forschungen über den Ausbruch eines Vulkans ins Stocken geraten, findet in ihrem Hotel der Kongress zur „Regulation von Tierpopulationen“ statt und sinistre Gestalten tummeln sich um sie. In einer zweiten Zeitebene gerät Sebastian mit dem düsteren Jäger Mészáros aneinander, und es geht um Leben und Tod. Verbunden werden die beiden Geschichten durch die leicht schrullig-überdrehte Helga-Maria, die eine Mittlerin und Wanderin zwischen den Zeiten zu sein scheint.

Die Figuren in Volha Hapeyevas Roman reisen um den halben Erdball, gehen Beziehungen ein und erkunden die Welt von Tieren, Menschen und Vulkanen. Die beiden sensiblen, empathischen Protagonist*innen Maja und Sebastian stehen dabei dem Bösen in unterschiedlicher Gestalt gegenüber, kämpfen um das eigene Überleben, das von Tieren und das von Werten. Mit spielerischer Leichtigkeit werden in Samota Noir-Elemente mit magischem Realismus gepaart und zu einem eindrücklichen Plädoyer für Mitgefühl und den Glauben an eine bessere Welt verbunden.

Moderation: Beate Tröger

Eintritt:  € 5,-/8,-/12,- (pay as you wish)

Volha Hapeyeva, geboren 1982 in Minsk, ist eine belarusische Autorin (Prosa, Lyrik, Drama, Kinderbuch), Übersetzerin und promovierte Linguistin. Für ihr Werk erhielt sie zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Hapeyeva ist Mitglied des PEN-Zentrums Belarus und des unabhängigen Schriftstellerverbandes Belarus. Ihre Gedichte wurden in mehr als zehn Sprachen übertragen; 2020 erschien auf Deutsch Mutantengarten, 2023 Trapezherz. Ihr Debütroman Camel Travel erschien 2021. 2024 erscheint ihr Roman Samota. Die Einsamkeit wohnte im Zimmer gegenüber.

Foto: © Nina Tetri

Zum Tod von Harry Oberländer

Das Hessische Literaturforum im Mousonturm e.V. trauert um seinen langjährigen Mitarbeiter und Leiter Harry Oberländer, der 73-jährig in Bad Karlshafen verstorben ist. Einen Nachruf auf Harry Oberländer finden Sie hier.