Lübeck, 1890: Im kleinsten Staat des Deutschen Kaiserreichs – eigentlich dem zweitkleinsten, doch diese Blöße muss man sich nicht geben – stauen sich Probleme an. Und das nicht nur im dysfunktionalen Abwassersystem, sondern in allen gesellschaftlichen Schichten. Die Mitglieder der reichen, kaisertreuen Familie Lindhorst – das stille Zentrum des Romans – werden nur noch von ihren konservativen Werten und ihrem Ansehen zusammengehalten. Nach der Veröffentlichung eines Romans, geschrieben von jemandem aus dem Umfeld der Lindhorsts, wird jedoch klar, dass auch diese Werte nichts bedeuten, wenn man immer noch als fremd wahrgenommen wird.
Nach ihrem mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten Roman Archipel entwirft Inger-Maria Mahlke mit Unsereins erneut ein Familienepos, das sich zugleich als Gesellschaftsporträt lesen lässt. Präzise und mit hintergründigem Humor erzählt Mahlke davon, wie es ist, nie dazuzugehören: ob als Frau, als Bediensteter oder eben als Familie, die oben angekommen zu sein scheint und dennoch die falschen Wurzeln hat.
Moderation: Beate Tröger
Inger-Maria Mahlke wuchs in Lübeck und auf Teneriffa auf, studierte Rechtswissenschaften an der FU Berlin und arbeitete dort am Lehrstuhl für Kriminologie. 2009 gewann sie den Berliner Open Mike. Ihr Debütroman Silberfischchen wurde ein Jahr später mit dem Klaus-Michael-Kühne-Preis ausgezeichnet. Für einen Auszug aus ihrem Roman Rechnung offen bekam sie beim Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis den Ernst-Willner-Preis zugesprochen; 2014 erhielt sie den Karl-Arnold-Preis der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste. Ihr Roman Wie Ihr wollt gelangte unter anderem auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises, den sie 2018 für den Roman Archipel dann erhielt.
Beate Tröger, geboren 1973 in Selb, studierte Germanistik, Anglistik und Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft in Erlangen und Berlin. Sie ist freie Literaturkritikerin, Moderatorin und Jurorin.