Olga Martynova

»Gespräch über die Trauer«

19:30

Wer die Trauer nicht überwinden kann oder will, hat eine andere Option: mit ihr leben zu lernen. Olga Martynova hat nach dem Tod ihres Mannes, des russischen Dichters Oleg Jurjew, vier Jahre lang an diesem großen Essay geschrieben. Wie, will sie wissen, gehen andere Menschen mit etwas um, mit dem man eigentlich nicht umgehen kann und das zugleich so unumgänglich ist. Olga Martynova sucht nicht nach Ratschlag oder Trost, sondern gerät in ihrer Trauer in einen ebenso intimen wie reflektierten Dialog, den sie mit sich selbst ebenso führt wie mit ihrem verstorbenen Mann und mit Autorinnen und Autoren, die ihrerseits Versuche unternommen haben, das Unbegreifliche zu begreifen: von Roland Barthes bis Joan Didion, von Elias Canetti bis Emmanuel Lévinas. Entstanden ist ein erschütterndes Album über die größte Zumutung, die das Leben bereithält.

Moderation: Paul Jandl

Olga Martynova, geboren 1962 in Sibirien, aufgewachsen in Leningrad, wo sie in den 1980er-Jahren die Dichtergruppe Kamera Chranenia mitbegründete. 1991 zog sie zusammen mit Oleg Jurjew (1959–2018) nach Deutschland. Von 1999 an schrieb sie literarische Texte auf Russisch und Deutsch. Seit 2018 schreibt sie nur noch in deutscher Sprache. Olga Martynova ist Mitglied des PEN und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung sowie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur (Mainz). Sie erhielt u. a. den Ingeborg-Bachmann-Preis (2012) und den Berliner Literaturpreis (2015).

Paul Jandl ist Feuilletonjournalist und Literaturkritiker (u.a. für die Welt und die NZZ). Er lebt in Berlin.