Ist sie erledigt oder nicht-erledigt? Das fragt sich Mara, die Heldin von Marlen Hobracks Debütroman Schrödingers Grrrl, öfter. Wie die Katze im berühmten physikalischen Gedankenexperiment befindet sie sich in einem unbestimmten Zwischenzustand und das nicht erst seit gestern: Schulabbrecherin, arbeitslos, depressiv – Letzteres versucht Mara zumindest ihrer Sachbearbeiterin beim Jobcenter weißzumachen, damit sie nicht in einer Eingliederungsmaßnahme landet.
In einem ganz ähnlichen Schwebezustand bewegt sich Mini in Mathilda Pralls Herzneurosen. Wie Mara ist sie Anfang zwanzig, und ihr Leben scheint noch keine erkennbare Richtung zu nehmen. Ihre Beziehungen sind offenbar schon von vornherein zum Scheitern verurteilt, und das Verhältnis zu ihrem eigenen Körper schwankt zwischen Unsicherheit und Selbsthass.
Unerwartet nehmen jedoch sowohl Maras als auch Minis Leben eine Wendung: Mara wird das Gesicht eines Romans aus der Feder eines erfolglosen männlichen Autors – und Mini wird über Nacht zum Instagram-Star.
Moderation: Christian Dinger
Marlen Hobrack wurde 1986 in Bautzen geboren und lebt in Leipzig. Sie studierte Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaften und arbeitete im Anschluss für eine Unternehmensberatung. Seit 2016 schreibt sie hauptberuflich für diverse Zeitungen und Magazine. 2022 ist ihr Sachbuch Klassenbeste. Wie Herkunft unsere Gesellschaft spaltet bei Hanser Berlin erschienen.
Mathilda Prall wurde 2000 in Rostock geboren. Sie studiert in Leipzig an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Malerei. Herzneurosen ist ihr erster Roman.