Mascha ist arm. Die Busfahrt zu einem Vorstellungsgespräch? Entspricht einer Mahlzeit: Butternudeln mit Salz für sie und ihre kleine Tochter Tinka. Das Vertrauen ins Amt ist längst verloren, begraben unter seitenlangen Formularen, und was sind dann schon neun Kilometer Fußweg. Doch Mascha weiß auch: So kann es nicht weitergehen. Gegen die Winterkälte eine Deckenhöhle zu bauen, damit sie und Tinka durch die Nacht kommen, wenn sie sich das Heizen nicht mehr leisten können, ist keine Lösung. Als Mascha eine Anstellung in einem Seniorenheim bekommt, ziehen die beiden kurzerhand dort ein.
So ungeschönt Grit Krüger in Tunnel beschreibt, was Armut bedeutet: Dieses Debüt ist keine mit soziologischer Nüchternheit gezeichnete Gesellschaftsskizze und auch kein nihilistisch ausstaffiertes Bild der Trostlosigkeit. Zart und poetisch, mit Würde und Empathie zeichnet sie ihre Figuren, erzählt von der aufkeimenden Liebe zwischen Mascha und Enders, von wilden Plänen im Heim. Dort lebt der alte Tomsonov und hört Geräusche in der Erde. Gemeinsam beginnen sie zu graben, tief unten im Keller, denn nur wer anpackt und die Hoffnung nicht aufgibt, wird eine neue Chance bekommen.
Moderation: Björn Jager
Grit Krüger, wurde 1989 in Erfurt geboren. Sie studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft sowie Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Frankfurt am Main sowie in Aberystwyth, Wales. Arbeit als Presseredakteurin und freie Lektorin (SWR). Auszeichnungen des Jungen Literaturforums Hessen-Thüringen. Open Mike (2018), Klagenfurter Literaturkurs (2019). Veröffentlichungen in Anthologien. Grit Krüger lebt in Rastatt.