»Michael Lentz ist der sprachbesessene Letternaugur der Gegenwart«, schrieb Michael Braun einmal im Tagesspiegel. Was ein Letternaugur ist? Da hilft uns Novalis weiter, der in seinen Magischen Fragmenten die Gleichung aufmacht: »Der Philologe = Wahrsager aus Chiffren = Letternaugur.«
Doch es bedürfte noch einer ganzen Menge weiterer Begriffe, um dem auf die Schliche zu kommen, was Michael Lentz alles ist und was er mit der Sprache macht: Lautpoet zum Beispiel oder Lyriker, Musiker, Romanschriftsteller, Dramatiker, Professor oder Hörspielautor. Auch das sind letztlich nur Etiketten, deren Vielzahl aber darauf hindeutet, dass wir es hier mit einem Werk zu tun haben, das ungeheuer vielseitig ist. So manch eine Rezensentin hat sich bei der Lektüre von einem Lentz-Buch schon gefragt, ob der Autor wirklich derselbe ist wie der des letzten Lentz-Buchs. Ein Werk, so wandlungsreich, so ausufernd, so vielgestaltig, dass es nie und nimmer in 90 Minuten Platz findet? Wir nehmen die Herausforderung an!
Moderation: Jan Wilm
Michael Lentz, 1964 in Düren geboren, lebt in Berlin. Autor, Musiker, Herausgeber. Zuletzt erschienen: Warum wir also hier sind (Theaterstück), Offene Unruh (Gedichte), die Essay- und Aufsatzsammlung Textleben, die Frankfurter Poetikvorlesungen Atmen Ordnung Abgrund, Schattenfroh. Ein Requiem (Roman) sowie Innehaben. Schattenfroh und die Bilder.
Jan Wilm ist Autor, Übersetzer und Literaturkritiker. 2016 erschien von ihm das Buch The Slow Philosophy of J. M. Coetzee, 2019 der Roman Winterjahrbuch.