Wenn man Ulrike Almut Sandig als eine der wichtigsten lyrischen Stimmen der Gegenwart bezeichnet, ist das zwar absolut korrekt, wird aber der Vielseitigkeit ihres Werks in keiner Weise gerecht. Fünf Bände mit Gedichten, zwei mit Erzählungen und einen Roman hat Sandig seit 2005 veröffentlicht und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Denn zu den in Buchform erschienenen Texten gesellen sich noch zahlreiche Hörspiele, Musikalben, Poetryfilme, Klangkunstwerke und Live-Performances, die zusammen einen multimedialen Sprachkosmos bilden. Von poetologischem Größenwahn ist dieser Kosmos jedoch weit entfernt, vielmehr herrschen in ihm Leichtigkeit und Spontanität und immer wieder Mut, sich einzumischen, engagiert zu sein, die Gegenwart in die Texte hinein und dabei die Sprache nicht aus dem Blick zu lassen.
Zeit, den Sandig’schen Kosmos einmal auf ganz grundsätzliche Weise zu erkunden – und wo ginge das besser als beim Auftakt unserer Werkseinstellungen-Reihe, in der nicht ein Buch im Mittelpunkt steht, sondern das bisherige Gesamtwerk? Zu hören wird es natürlich auch etwas geben, denn wie Claus-Jürgen Göpfert einmal ganz richtig in der Frankfurter Rundschau bemerkte: »Aber ach, es ist ein armer Tropf, wer nur auf die Beschreibung eines Sandig-Auftritts angewiesen ist und ihn nicht selbst erlebt.«
Moderation: Christian Dinger
Ulrike Almut Sandig veröffentlichte zahlreiche Bände mit Gedichten und Erzählungen, Musikalben und Hörspiele. Ihr Roman Monster wie wir wurde im Feuilleton gefeiert. Sie ist Frontfrau des Poesiekollektivs Landschaft und vertont, verfilmt und trägt ihre Poesie in enger Zusammenarbeit mit Künstler*innen aus der ganzen Welt vor. Zuletzt wurde sie mit dem Wilhelm-Lehmann-Preis, mit dem Roswitha-Literaturpreis und dem Erich-Loest-Preis geehrt. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin.