Als zur Jahrtausendwende unzählige Reality-TV-Formate ihren Siegeszug antraten, taten sie das mit einer einfachen und sehr wirkmächtigen Botschaft: Jeder kann berühmt werden. Mélanie saß damals mit ihren Eltern vor dem Fernseher und glaubte diesem Versprechen, das sich für sie aber erst mit Hilfe des Internets einlösen sollte. Auf YouTube und Instagram wird ihr ganz normales Leben zum Showereignis für ein Millionenpublikum und ihre beiden Kinder zu Stars. Dass ihre Tochter Kimmy es nicht genießt, auf Schritt und Tritt gefilmt zu werden und dass sie die Liebe ihrer Fans als Last empfinden könnte, kommt Mélanie nicht in den Sinn. Eines Tages verschwindet Kimmy spurlos.
In Die Kinder sind Könige schreibt Delphine de Vigan spannend und einfühlsam über ein Thema, das in der Informationsgesellschaft allzu gerne verdrängt und verharmlost wird: Die Ausbeutung von Kindern in den sozialen Medien.
Moderation: Eva-Maria Magel
Lesung aus der deutschen Übersetzung: Stéphane Bittoun
Delphine de Vigan, geboren 1966, erreichte ihren endgültigen Durchbruch als Schriftstellerin mit dem Roman No & ich (2007), für den sie mit dem Prix des Libraires und dem Prix Rotary International 2008 ausgezeichnet wurde. Ihr Roman Nach einer wahren Geschichte (DuMont 2016) stand wochenlang auf der Bestsellerliste in Frankreich und erhielt 2015 den Prix Renaudot. Zuletzt erschien bei DuMont ihr Roman Dankbarkeiten (2019). Die Autorin lebt mit ihren Kindern in Paris.
Eva-Maria Magel, geboren am 3. Dezember 1970 im unterfränkischen Marktheidenfeld, studierte Literaturwissenschaft und Romanistik in Paris, Konstanz und Regensburg. Magel arbeitet als Journalistin und Literaturexpertin in Frankfurt am Main.
Stéphane Bittoun, Jahrgang 1970, ist Autor, Reggisseur und Schauspieler. Er studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und arbeitet als freier Schauspieler, Synchron- und Dokumentarsprecher.