Weihnachten 1999: Die jüdische Bevölkerung der USA fällt auf einem Schlag einer rätselhaften Seuche zum Opfer. Einziger Überlebender der Katastrophe ist Benjamin Israelin, der erst kurz zuvor vollständig ausgewachsen mit Bart und Brille zur Welt gekommen ist und nun zum unfreiwilligen Messias eines weltumspannenden Neojudentums wird. Wie der Titelheld in Monty Pythons Life of Brian flieht Benjamin vor seinen Anhängern, die ihn kultisch verehren. Und während nun die konversionsverweigernden Nichtjuden verfolgt werden, wird Benjamin wieder zum Ausgestoßenen und erlebt die jüdische Geschichte des 20. Jahrhunderts unter umgekehrten Vorzeichen.
Mit Witz hatte Joshua Cohen 2010 im Alter von nur 30 Jahren ein Werk vorgelegt, das nicht nur aufgrund seines Umfangs schlichtweg überwältigend ist. Nach langen Jahren intensiver Textarbeit gelang nun Ulrich Blumenbach, dem Übersetzer von David Foster Wallace’ Unendlicher Spaß, eine grandiose Übertragung ins Deutsche, die es schafft, die unzähligen Neologismen, Assonanzen und Sprachspiele in Cohens 900 Seiten starker musikalischer Prosa zu erhalten.
Moderation: Jan Wilm
Lesung aus der deutschen Übersetzung: Stéphane Bittoun
Joshua Cohen wurde 1980 geboren und hat Erzählbände und Romane veröffentlicht. Für sein literarisches Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Pushcart Prize (2012) und den Award for Young Promising Jewish Writer/Poet (2013). Die Zeitschrift Granta wählte ihn 2017 zu einem der zehn besten jungen amerikanischen Autoren der letzten zehn Jahre. Im Wintersemester 2017/2018 war Joshua Cohen Samuel-Fischer-Gastprofessor an der FU Berlin.
Jan Wilm ist Autor, Übersetzer und Literaturkritiker. 2016 erschien von ihm das Buch The Slow Philosophy of J. M. Coetzee, 2019 der Roman Winterjahrbuch.
Stéphane Bittoun, Jahrgang 1970, ist Autor, Reggisseur und Schauspieler. Er studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und arbeitet als freier Schauspieler, Synchron- und Dokumentarsprecher.