Nancy Hünger & Alexandru Bulucz über Werner Söllner

Schartige Lieder

19:30

Acht Lyrikbände hatte Werner Söllner bis zu seinem Tod 2019 veröffentlicht. Die drei bekanntesten erschienen nach seiner Übersiedlung von Rumänien nach Deutschland: Nach der Publikation von Kopfland. Passagen (1988) und Der Schlaf des Trommlers (1992) nannte die NZZ ihn »einen der souveränsten Lyriker deutscher Sprache«. Der 2015 erschienene Band Knochenmusik stand auf der SWR-Bestenliste.

Anlässlich seines 70. Geburtstages erscheint mit Schartige Lieder nun ein Auswahlband mit mehr als 80 Gedichten, die dem Publikum bislang kaum zugänglich waren. Die in Rumänien erschienen Bände wetterberichte, Mitteilungen eines Privatmannes und Eine Entwöhnung wurden ebenso gesichtet wie die mittlerweile vergriffenen Bände von 1988 und 1992, verstreute Veröffentlichungen in Zeitschriften und der Nachlass. Schartige Lieder zeichnet so die Entwicklung des Lyrikers Werner Söllner nach und macht das Spektrum seines Könnens sichtbar: Zwischen so unterschiedlichen Vorbildern wie Heine oder Celan, die in seinem Werk immer wieder anklingen, entsteht ein ganz eigener Ton, der mal spöttisch, mal desillusioniert von Söllners großen Lebensthemen spricht – von der Heimat und dem Heimatverlust sowie dem Verstummen und der Sprachlosigkeit, gegen die er sich lyrisch stemmt.

Mit Nancy Hünger und Alexandru Bulucz sind an diesem Abend zwei der Herausgeber*innen von Schartige Lieder zu Gast, lesen aus Werner Söllners Gedichten und sprechen über sein Werk und dessen Nachhall in die Gegenwartslyrik.

Moderation: Beate Tröger

Werner Söllner wurde 1951 in Hortia geboren, das im Banat, dem deutschsprachigen Teil Rumäniens, liegt. Er studierte Physik, Germanistik und Anglistik und arbeitete als Verlagslektor in Bukarest. 1982 siedelte er in die Bundesrepublik Deutschland über, wo er viele Jahre als Leiter des Hessischen Literaturforums im Mousonturm tätig war.

Alexandru Bulucz, geboren 1987 im rumänischen Alba Iulia, wo er seine ersten 13 Jahre verbrachte, studierte Germanistik und Komparatistik in Frankfurt am Main. Er ist Lyriker, Herausgeber, Übersetzer und Kritiker. Sein Lyrikdebüt Aus sein auf uns erschien 2016. Für Gedichte aus was Petersilie über die Seele weiß erhielt er 2019 den Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis. Er lebt in Berlin.

Nancy Hünger (*1981 Weimar) studierte Freie Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar und verschrieb sich danach ganz der Literatur. Sie lebt als freie Autorin und Bibliomanin in Erfurt. Im Jahre 2011 war sie Jenaer Stadtschreiberin, 2013 Stipdendiatin des Künstlerhauses Edenkoben. Im Jahre 2014 erhielt Nancy Hünger den Caroline-Schlegel-Förderpreis der Stadt Jena für einen Essay zur Erzählung Alte Abdeckerei von Wolfgang Hilbig, 2015 das Thüringer Literaturstipendium Harald Gerlach.