Den eigenen Gedanken auf der Spur

Den eigenen Gedanken auf der Spur

Walter Benjamins Schreib- und Lektürepraxis

05.11.2019, 20:00 Uhr

Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V.


„Der Text ist ein Wald, in dem der Leser der Jäger ist“, schreibt Walter Benjamin. Diese Metapher verrät viel über seine Arbeitsweise. Zitate von Kafka, Goethe oder Freud sind für ihn wie Jagdtrophäen, die seinen Gedanken Kontur verleihen. Für diese produktive Originalität im Lektürevorgang hat Burkhardt Lindner den Begriff „Entwendung“ geprägt. Unter dem Titel Entwendungen. Walter Benjamin und seine Quellen haben Jessica Nitsche und Nadine Werner nun einen Sammelband herausgebracht, der Benjamins Lektürepraxis an Fallbeispielen untersucht. Entwenden bedeutet hier: verwenden, umwenden, eingreifen – eine Lektüre des aktiven Gebrauchs, der Handhabbarmachung und der Aktualisierung. Im Gespräch mit Felix Lenz, einem der Beiträger, werden die Herausgeberinnen den Band präsentieren. Nicht nur lesend, sondern auch schreibend stöbert Benjamin seinen Gedanken regelrecht nach. Besonders eindrucksvoll zeigen dies die Materialien zur Berliner Kindheit. Sämtliche Notizen, Entwürfe und Fassungen wurden erstmals in Band 11 der kritischen Gesamtausgabe Werke und Nachlaß veröffentlicht. Nadine Werner stellt den von ihr und Burkhardt Lindner herausgegebenen Band vor und eröffnet neue Einblicke in Benjamins Arbeitsweise.

Moderation: Jessica Nitsche und Nadine Werner

Eintritt: 7,-/4,- (VVK)| 8,-/5,- (AK)

Dr. Jessica Nitsche ist Kunst- und Medienwissenschaftlerin und lehrt an der Universität Paderborn, wo sie 2018 die Professur für Medientheorie und Medienkultur vertreten hat. Zuvor war sie Postdoc-Stipendiatin der Gerda Henkel Stiftung und Research Fellow der Stiftung imai wie auch wissenschaftliche Mitarbeiterin an den medienwissenschaftlichen Instituten der Universitäten Düsseldorf und Frankfurt am Main. Promotion über Walter Benjamins Gebrauch der Fotografie. Zu ihren aktuellen Forschungsschwerpunkten gehören Medien- und Videokunst, das Dokumentarische (Diskursanalyse, Erscheinungsformen, Hybridisierungen) und Konstellationen von Medien, Kunst und Politik.

Dr. Nadine Werner ist Literatur- und Kulturwissenschaftlerin und als freie Lektorin und Autorin tätig. Zuvor war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Walter Benjamin Archiv in Berlin und an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Sie ist Mitherausgeberin von Band 11 der neuen kritischen Benjamin-Ausgabe Werke und Nachlaß (Berliner Chronik/Berliner Kindheit um neunzehnhundert, Frankfurt 2019) und wurde mit der Arbeit Archäologien des Erinnerns. Sigmund Freund in Walter Benjamins ,Berliner Kindheit‘ (Göttingen 2015) promoviert. Verschiedene Publikationen zu Benjamin, u. a. mit Bezug auf Erinnerung, Gedächtnis, Geschichte, Schreiben und Edition.

© Photo d’identité sans auteur, 1928Akademie der Künste, Berlin – Walter Benjamin Archiv

Zum Tod von Harry Oberländer

Das Hessische Literaturforum im Mousonturm e.V. trauert um seinen langjährigen Mitarbeiter und Leiter Harry Oberländer, der 73-jährig in Bad Karlshafen verstorben ist. Einen Nachruf auf Harry Oberländer finden Sie hier.