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PROGRAMM

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Sep 2024

Jackie Thomae

Glück

09.09.2024 19:30 Uhr, Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V.

Marie-Claire Sturm, erfolgreiche Radiojournalistin, nähert sich nicht ohne Verzweiflung jenem Zeitpunkt, den sie selbst als »einzige wichtige Deadline« ihres Lebens bezeichnet. Doch als ihre Frauenärztin (»Sie hatten ein Vierteljahrhundert Zeit!«) ihr unmissverständlich sagt, dass sich die Tür bei der Familienplanung langsam schließt, wacht sie am nächsten Morgen zum ersten Mal ohne Druck auf.
Ganz anders Anahita Martini. Sie, die politische Überfliegerin und soeben Senatorin in Berlin für »Bildung, Familie und Gedöns« geworden, hadert gerade umso mehr. Bräuchte es beim Thema Familie nicht, fragt die hartnäckige Stimme in ihrem Kopf, persönliche Kompetenz? Doch dann kommt Ambeth auf den Markt, eine Pille, die aufschiebt, was bisher unaufschiebbar war, und für die beiden Frauen noch einmal alles verändert: Sie haben nun die Zeit, die früher Männern vorbehalten war.

Was, fragt Jackie Thomae in ihrem neuen gleichnamigen Roman, ist Glück? Glück ist, wenn jemand so wie Jackie Thomae davon erzählt, zu alt zum Warten zu sein – aber eben auch zu jung, um mit der Familienplanung abgeschlossen zu haben. Denn Thomae schreibt nicht nur mit Wärme und Witz, sie gibt darüber hinaus ihren Figuren, das, was einen Text zu Literatur macht: den Raum, die eigenen Widersprüche zu erkunden.

Moderation: Björn Jager

Eintritt:  € 6,-/9,-/12,- (pay as you wish)

Jackie Thomae, geboren 1972 in Halle, ist Journalistin und Fernsehautorin. 2015 erschien ihr Debütroman Momente der Klarheit. Mit ihrem zweiten Roman, Brüder, stand sie auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2019 und wurde mit dem Düsseldorfer Literaturpreis 2020 ausgezeichnet. Sie lebt in Berlin.

Bild: © Urban Zintel

Saskia Hennig von Lange

Heim (Buchpremiere)

12.09.2024 19:30 Uhr, Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V.

Vater, Mutter, Kind – eine Familienaufstellung in den 1950er Jahren. Hannah ist das einzige Kind von Tilda und Willem. Ein weiteres, das hat Tilda ihrem Mann klar gemacht, wird es nicht geben. Und wenn sie gewusst hätte, was Hannah für ein Kind wird, würde es auch Hannah nicht geben. Während Willem sich allabendlich mit seinen Jazz-Platten im Hobbykeller verkriecht, fühlt sich Tilda alleingelassen mit Hannahs Wildheit und ihrem Anderssein, mit den Blicken der Nachbarn, die sich fragen, wann die Kleine denn in die Schule kommt, sie ist doch schon sieben. Es ist klar: Hannah muss ins Heim. Doch damit sind die Probleme des Paares längst nicht gelöst.

In einer Sprache, die ebenso musikalisch wie schonungslos ist, erzählt Saskia Hennig von Lange in ihrem neuen Roman Heim von der inneren Zerrissenheit zweier Menschen, denen es nicht gelingt, sich selbst und ihrem Kind ein Zuhause zu schaffen. Und sie erzählt vom unbändigen Willen eines Kindes, das sich zu nichts zwingen lassen will.

Moderation: Jan Wilm

Eintritt: 6,-/9,-/12,- (pay as you wish)

Saskia Hennig von Lange, geboren 1976, lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in Frankfurt am Main. Sie studierte Angewandte Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte. 2013 debütierte sie mit der Novelle Alles, was draußen ist, es folgten die Romane Zurück zum Feuer (2014) und Hier beginnt der Wald (2018). Heim ist ihr dritter Roman.

Bild: © Alexander Paul Englert

 

Isabelle Lehn

Die Spielerin

19.09.2024 19:30 Uhr, Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V.

In einer Geschichte über Großkapital, Bad Banks und strauchelnde Medienkonzerne am Vorabend der Finanzkrise von 2008 spielen zugekokste Egomanen in Nadelstreifenanzügen die Hauptrolle, würde man annehmen. Doch Isabelle Lehn rückt in Die Spielerin eine ganz andere Figur ins Zentrum eines Finanzskandals: A. ist die Unauffälligkeit in Person. Eine Telefonistin in einer Nachrichtenagentur, von der sich kaum jemand das Gesicht merken kann, geschweige denn den Namen. A. ist unsichtbar – und genau das ist ihre geheime Stärke, die es ihr ermöglicht von der kleinen Bankangestellten aus der niedersächsischen Provinz zur weltweit operierenden Buchhalterin der kalabrischen Mafia zu avancieren.

Isabelle Lehn erzählt A.s Geschichte von den Rändern her, aus der Perspektive derjenigen, die sie übersehen und unterschätzt haben. Nach und nach werden die Schichten des Skandals freigelegt, der das Leben so vieler unterschiedlicher Menschen auf den Kopf gestellt hat. Auf diese Weise entsteht nicht nur ein spannender Finanzkrimi über eine unscheinbare Heldin, sondern auch ein aufschlussreiches Gesellschaftsporträt der frühen Nullerjahre.

Moderation: Christian Dinger

Eintritt: 6,-/9,-/12,- (pay as you wish)

Isabelle Lehn, geboren 1979 in Bonn, lebt heute in Leipzig und schreibt erzählende und essayistische Prosa. Sie ist promovierte Rhetorikerin, Autorin des mehrfach ausgezeichneten Debütromans Binde zwei Vögel zusammen und zuletzt des Romans Frühlingserwachen. Für ihre literarische Arbeit erhielt sie zahlreiche Preise und Stipendien, zuletzt den Dietrich-Oppenberg-Medienpreis für ihren Aufsatz Weibliches Schreiben (S. Fischer hundertvierzehn), der sich mit der geschlechtsspezifischen Rolle von Autor:innen im Literaturbetrieb auseinandersetzt.

Bild: © Jasmin Zwick

Olga Grjasnowa

Juli, August, September

25.09.2024 19:30 Uhr, Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V.

Von außen betrachtet führt Lou das perfekte Leben. Ihr Mann, Sergej, ist gefeierter Pianist, sie selbst fester Teil der Kunstszene, und mit der gemeinsamen Tochter Rosa leben die beiden in einer so schönen wie bezahlbaren Wohnung in Berlin. Doch das Außen kann täuschen. Die Säle, die Sergej füllt, werden mit jeder Tour kleiner, die Gespräche zu Hause kürzer, und Rosa kommt langsam in das Alter, in dem man ihr erklären müsste, was es bedeutet, jüdisch zu sein, gerade jetzt, wo Lou spürt, dass wieder etwas ins Rutschen gerät in der Welt. Da kommt die Einladung ihrer Großtante gerade recht, deren 90. Geburtstag auf Gran Canaria zu feiern. In einem Ressort, das die besten Jahre hinter sich hat, treffen sie alle wieder aufeinander, die Mütter, Töchter, Cousins und Cousinen, die einst die Sowjetunion verließen, um in Israel und Deutschland neu anzufangen, um sich und die Familiengeschichte neu zu erfinden. Als es schließlich zu einer Eskalation kommt, weiß Lou: Sie wird ihre Familie und sich selbst nur dann verstehen, wenn sie in Israel der Vergangenheit nachspürt.

Olga Grjasnowa legt mit Juli, August, September einen Roman vor, der urkomisch die Dynamiken einer jüdischen Großfamilie seziert, unerbittlich vom Auseinanderdriften einer Ehe erzählt und dabei stets eine Frage fest im Blick hat: was das eigentlich ist, die »Wahrheit«, und wer die Deutungshoheit über all das hat, was zwischen zwei Menschen passiert?

Moderation: Björn Jager

In Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main.

Eintritt:  € 6,-/9,-/12,- (pay as you wish)

Olga Grjasnowa, geboren 1984 in Baku, Aserbaidschan, wuchs im Kaukasus auf. Längere Auslandsaufenthalte in Polen, Russland und Israel. Absolventin des Deutschen Literaturinstituts Leipzig. 2011 erhielt sie das Grenzgänger-Stipendium der Robert Bosch Stiftung. Für ihren vielbeachteten Debütroman Der Russe ist einer, der Birken liebt wurde sie 2012 mit dem Klaus-Michael Kühne-Preis und Anna Seghers-Preis ausgezeichnet. Bei Hanser erschien zuletzt ihr Roman Die juristische Unschärfe einer Ehe.

Bild: © Valeria Mitelman

Okt 2024

Roman Ehrlich

Videotime

07.10.2024 19:30 Uhr, Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V.

Ein namenloser Erzähler kehrt zurück an den Ort seiner Kindheit und Jugend, eine bayerische Kleinstadt. Damals, in den 90ern, markierten die Ausflüge mit dem Vater zu »Videotime« den Höhepunkt der Woche. Nun ist die Videothek längst geschlossen, wie auch die anderen bedeutenden Orte von damals nicht mehr existieren, nicht der Elektroladen, nicht das italienische Restaurant, nicht die Turnhalle. Und auch die Familie des Erzählers ist zerbrochen.

Roman Ehrlichs neuer Roman Videotime ist eine Kindheits-, Familien- und Provinzgeschichte, wie Sie sie noch nie gelesen haben. Denn so scheinbar ziellos, wie der Protagonist sich durch die Heimatstadt treiben lässt und das Aufeinandertreffen mit dem Vater aufschiebt, assoziiert er Filmmotive mit seinen Erinnerungsfetzen, überblendet Gewalt auf Kassette mit der Gewalt zwischen Eltern und Kindern. So wird ein Hallraum geschaffen, der gleichzeitig bundesrepublikanische Realität der Nachwendezeit ist wie auch ein Ort an dieser verzauberten Schwelle zwischen Kindheit und Erwachsensein, an der Sinnlichkeit und Schrecken aufeinanderprallen und Wirklichkeit und Fiktion verschwimmen. Wer weiß denn schon, ob The Thing nicht längst in einem der Elternkörper steckt?

Moderation: Björn Jager

Eintritt:  € 6,-/9,-/12,- (pay as you wish)

Roman Ehrlich, geboren 1983 in Aichach, aufgewachsen in Neuburg an der Donau, studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und an der Freien Universität Berlin. Bislang sind von ihm die Bücher Das kalte Jahr, Urwaldgäste, Das Theater des Krieges (mit Michael Disqué) und Die fürchterlichen Tage des schrecklichen Grauens erschienen. 2020 erschien sein Roman Malé, der auf der Longlist des Deutschen Buchpreises stand.

Bild: © Marco Cassol

Hadija Haruna-Oelker

Zusammensein (Buchpremiere)

08.10.2024 19:30 Uhr, Mousonturm Saal

Als Hadija Haruna-Oelker 2016 Mutter eines behinderten Kindes wird, treten Themen in ihr Leben, die oft hinter geschlossenen Türen stattfinden. Seither beschäftigt sie sich damit, warum es an echter Teilhabe für alle Kinder fehlt, Inklusion nur auf dem Papier besteht und sozialdarwinistische Vorstellungen in der Gesellschaft erstarken.

Aus einer Schwarzen, intersektionalen Perspektive spürt Hadija Haruna-Oelker nichterzählten Geschichten und verdrängten Verbrechen in der Vergangenheit nach. Sie schaut auf ihren heranwachsenden Sohn, in der Überzeugung, dass in Kindheiten die Kraft liegt, Trennungen zu überwinden und Ungesagtes auszusprechen. Als nichtbehinderte Mutter versteht sie sich dabei nicht nur als Verbündete ihres Kindes. Es geht ihr um ein gesellschaftspolitisches Nachdenken insgesamt, einen Perspektivwechsel und ein zugängliches Verständnis von Menschenrechten. Und nicht zuletzt um eine Gesellschaft der Gegenseitigkeit, in der alle selbstbestimmt leben können.

Moderation: Mareice Kaiser

In Kooperation mit dem Künstler*innenhaus Mousonturm und dem btb Verlag.

Eintritt:  € 7,-/11,-/20,-/35,- (pay as you wish) – Vorverkauf ab 1.9. über mousonturm.de

Hadija Haruna-Oelker lebt und arbeitet als Autorin, Redakteurin und Moderatorin in Frankfurt am Main. Hauptsächlich ist sie für den Hessischen Rundfunk tätig. Sie moderiert die Römerberggespräche in Frankfurt, das Debattenformat »StreitBar« in der Bildungsstätte Anne Frank und die feministische Presserunde der Heinrich-Böll-Stiftung. In der Frankfurter Rundschau schreibt sie eine monatliche Kolumne. Außerdem ist sie zusammen mit Max Czollek Host des Erinnerungspodcasts Trauer & Turnschuh. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Jugend und Soziales, Rassismus- und Diversitätsforschung. Hadija Haruna-Oelker hat gemeinsam mit Kübra Gümüşay und Uda Strätling The Hill We Climb von Amanda Gorman übersetzt. Anfang 2022 erschien ihr persönliches Sachbuch Die Schönheit der Differenz – Miteinander anders denken, das für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert war. Sie ist Preisträgerin verschiedener Medienpreise wie dem ARD-Hörfunkpreis Kurt Magnus 2015 oder dem Medienspiegel-Sonderpreis für transparenten Journalismus 2021. Darüber hinaus ist sie Teil des Journalist*innenverbandes Neue Deutsche Medienmacher*innen (NDM) und der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD).

Bild: © Wolfgang Stahr

Hengameh Yaghoobifarah

Schwindel

09.10.2024 19:30 Uhr, Mousonturm Saal

Ava geht davon aus, dass sie den Abend nur mit einer ihrer Liebhaber:innen verbringt. Was aber tun, wenn die beiden anderen auch plötzlich vor der Tür stehen und Ava zur Rede stellen wollen? Nach oben flüchten, natürlich. Besorgt rennen Delia, Silvia und Robin hinterher, und als die Tür zum Dach mehr als 15 Stockwerke über der Stadt ins Schloss fällt, stellen alle vier fest: Ihre Handys liegen in der Wohnung, der Schlüssel auch. Und so beginnt ein queeres Freiluftkammerspiel, in dem gestritten, gebuhlt und um Verständnis gerungen wird, immer mit dem einen gemeinsam Ziel: heil wieder vom Dach zu kommen, den Ausgang ohne Absturz zu finden.

Hengameh Yaghoobifarahs zweiter Roman Schwindel kommt formal so fluide daher wie seine Hauptfiguren. Alle vier ergreifen das Wort und erzählen in jeweils ganz eigener Stimme ihre Geschichten, Lakonie steht neben konkreter Poesie, Lust neben Trauma, Verlorenheit neben dem Wunsch, Halt zu finden – und all das ist eingebettet in den irrwitzigen, schwindelerregenden Humor, der die Texte Hengameh Yaghoobifarahs schon immer geprägt hat.

Moderation: Evan Tepest

In Kooperation mit dem Künstler*innenhaus Mousonturm.

Eintritt:  € 6,-/9,-/12,- (pay as you wish)

Wir empfehlen allen, die sich und andere während der Veranstaltung vor der Ansteckung mit COVID-19 schützen möchten, das Tragen einer FFP2-Maske.

Hengameh Yaghoobifarah lebt und arbeitet in Berlin. Gemeinsam mit Fatma Aydemir hat Hengameh Yaghoobifarah 2019 den viel beachteten Essayband Eure Heimat ist unser Albtraum herausgegeben. 2021 erschien der Debütroman Ministerium der Träume bei Blumenbar, der ein SPIEGEL-Bestseller wurde. 2023 folgte der Kolumnen-Band Habibitus, der auf der Shortlist für den Kurt-Tucholsky-Preis stand. Schwindel ist Hengameh Yaghoobifarahs zweiter Roman.

Bild: © Lior Neumeister

Daniela Seel

Nach Eden

15.10.2024 19:30 Uhr, Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V.

Geburt und Tod sind die großen Themen dieses Gedichtbands. Sie manifestieren sich in den Gesängen ausgerotteter Wale, in den ausbleibenden Herztönen eines ungeborenen Kindes – und immer wieder in Eva, der Heldin dieses Langgedichts von Daniela Seel. »Nicht Rauswurf, sondern Auszug« ist Evas Vertreibung aus dem Paradies für die Dichterin. »Der Ausgang des Menschen in die Zeit. In Sterblichkeit.« Es ist nicht die Schöpfungsgeschichte, die hier als Ausgangspunkt menschlicher Existenz gesetzt wird, sondern die Zeit »nach Eden«, als das Sterben in die Welt kommt und das Leben beginnt.

Daniela Seel, die seit über 20 Jahren unter dem Motto »Poesie als Lebensform« Lyrik bei Kookbooks verlegt, zeigt in ihrem ersten bei Suhrkamp erschienenen Gedichtband Nach Eden, was das eigentlich bedeuten kann: Dichten und Leben zusammenzudenken. Es bedeutet nicht, autofiktionales Erzählen in Verse zu setzen. Es bedeutet, die Gleichzeitigkeit von Gedanken und Emotionen darstellbar zu machen, unterlegt von einer vagen Ahnung, die sich gar nicht anders ausdrücken lässt als lyrisch.

Moderation: Beate Tröger

Eintritt:  € 6,-/9,-/12,- (pay as you wish)

Daniela Seel, geb. 1974 in Frankfurt am Main, lebt als Autorin, Übersetzerin und Verlegerin von kookbooks in Berlin. Sie veröffentlichte die Gedichtbände ich kann diese stelle nicht wiederfindenwas weißt du schon von prärie und Auszug aus Eden, sowie gemeinsam mit Frank Kaspar das Radiofeature was weißt du schon von prärie. Für ihre Arbeiten wurde sie vielfach ausgezeichnet, und ihre Gedichte wurden in mehrere Sprachen übersetzt.

Bild: © Dirk Skiba

Barbi Marković

Minihorror

26.10.2024 19:30 Uhr, Hessisches Literaturforum im Mousonturm e.V.

Als Punk, als Pop, als anarchisch wurden die Bücher von Barbi Marković bezeichnet – angefangen bei Ausgehen 2009, einer Erzählung, die Thomas Bernhards Gehen kongenial remixt und mit nur wenigen Änderungen von Orten und Namen in die Belgrader Clubszene überführt. In Superheldinnen und ihrem ersten auf Deutsch verfassten und 2022 erschienenen Roman Die verschissene Zeit wiederum beweist Marković, was sie vom Primat des realistischen Erzählens hält – nicht viel: Walten im einen Text chaotische Superkräfte zwischen Berlin, Belgrad und Sarajewo, taucht im anderen eine Zeitmaschine auf, mit deren Hilfe die Protagonist*innen versuchen, das Belgrad der 90er Jahre vor sich selbst zu retten.

In diesem Jahr erhielt die in Wien lebende Autorin den Preis der Leipziger Buchmesse für Minihorror, eine Sammlung von Erzählungen über das Paar Mini und Miki. Lakonisch und gleichzeitig cartoonhaft kommen die Episoden über das Alltagsleben der beiden daher, ein Alltag, der im Verlauf der Geschichte in einen sich immer rasanter drehenden Strudel des grotesken, urkomischen Grusels gezogen und von diesem schließlich verschlungen wird – wenn nicht die fleischfressende Cousine Jennifer schneller war oder die aus Keksteig bestehenden Frauen aus Mikis Provinzfamilie ganz andere Pläne haben.

Moderation: Björn Jager

Eintritt:  € 6,-/9,-/12,- (pay as you wish)

Barbi Marković, geboren 1980 in Belgrad, studierte Germanistik, lebt seit 2006 in Wien. 2009 machte Marković mit dem Thomas-Bernhard-Remix-Roman Ausgehen Furore. 2016 erschien der Roman Superheldinnen, für den sie den Literaturpreis Alpha, den Förderpreis des Adelbert-von-Chamisso-Preises sowie 2019 den Priessnitz-Preis erhielt. 2017 las Barbi Marković beim Bachmann-Preis. 2023 erhielt sie den Kunstpreis Berlin für Literatur und 2024 für Minihorror den Preis der Leipziger Buchmesse und den Carl-Amery-Literaturpreis für ihr literarisches Werk.

Bild: © Appollonia Theresa Bitzan

Zum Tod von Harry Oberländer

Das Hessische Literaturforum im Mousonturm e.V. trauert um seinen langjährigen Mitarbeiter und Leiter Harry Oberländer, der 73-jährig in Bad Karlshafen verstorben ist. Einen Nachruf auf Harry Oberländer finden Sie hier.