Nicole Henneberg

Gabriele Terrgit: »Der erste Zug nach Berlin«

19:30

Der Zweite Weltkrieg ist gerade erst vorüber, und die junge Maud besteigt im Chanel-Abendkleid einen Flieger, der sie ins kriegszerstörte Europa bringt. Von der Welt jenseits der New Yorker High Society hat sie noch nicht viel gesehen, da kommt die Gelegenheit gerade recht, vor ihrer Hochzeit eine britisch-amerikanische Militärmission nach Berlin zu begleiten. Diese hat den Auftrag, den Deutschen demokratische Prinzipien näherzubringen, aber die skurrilen Charaktere, die ihr angehören, können sich politisch auf nichts einigen und geraten ständig in Streit. Und die so glamouröse wie naive Maud muss bald feststellen, dass die Deutschen weder ein Interesse an Demokratie haben, noch daran, von ihr und den anderen Alliierten gerettet zu werden.

Gabriele Tergit ist eine Meisterin der Beobachtungsgabe und des vielstimmigen Gesellschaftsportraits, das beweist sie erneut in dieser von Nicole Henneberg erstmals nach dem originalen Typoskript herausgegebenen Neuentdeckung. Ein bitterböser Roman voller absurder Dialoge und Situationskomik, der Screwball-Komödien à la Billy Wilder in nichts nachsteht.

Moderation: Christian Dinger

Lesung: Viola Pobitschka

Gabriele Tergit, (1894–1982), schrieb Romane, Feuilletons und Reportagen. Die jüdische Schriftstellerin emigrierte 1933 nach Palästina, 1938 zog sie nach London. Ihr literarisches Werk wurde erst spät in Deutschland wiederentdeckt. Heute gilt sie als bedeutende Autorin der Zwischen- und Nachkriegszeit.

Nicole Henneberg, geboren 1955, studierte Komparatistik und Philosophie in Berlin und Paris. Sie schreibt als freie Autorin und Literaturkritikerin u. a. für die FAZ und den Berliner Tagesspiegel.

Viola Pobitschka ist Film- und Theaterschauspielerin sowie Sprecherin für Hörbücher und Hörspielproduktionen mit Wohnsitz in Frankfurt am Main.