Paris 1775: Eine Revolution liegt in der Luft, aber das ist nicht Celines größtes Problem. Ihr Mann ignoriert sie, ihre Eltern sind weit weg, und irgendwelche schmierigen Typen erfinden Geschichten über sie, ihr Sexleben, ihre Affären. Nichts davon ist wahr, aber hat das jemals jemanden davon abgehalten, Gerüchte hemmungslos weiterzuverbreiten? Während Frankreich durch seine Aufstände taumelt, zieht Celine gemeinsam mit ihren Freundinnen in den Kampf für Freiheit, Gleichheit und Schwesterlichkeit (vor allem aber: Wahrheit), gegen den Faschismus und gegen Männer, die denken, sie könnten sich alles erlauben.
Und auch das ist alles nicht ganz wahr. Denn Adam Thirlwells Die fernere Zukunft spielt eben nicht nur im revolutionären Paris, sondern auch in Amerika und auf dem Mond. Der Roman spielt 1775 und gleichzeitig in der Zeit davor und heute. Er ist irre, vor allem aber irre komisch und irre klug, und wenn Salman Rushdie sagt, dass dieser Roman anders ist als alle anderen, die man in diesem oder in irgendeinem Jahr lesen kann, dann ist das: wahr.
Moderation: Jan Wilm
Lesung aus der dt. Übersetzung: Viola Pobitschka
Adam Thirlwell wurde 1978 in London geboren, wo er auch lebt. Seine bisher erschienenen Romane Strategie, Flüchtig und Grell und Süß wurden international hochgelobt, sein Werk wurde in 30 Sprachen übersetzt. Er war 2003 sowie 2013 auf der Granta’s List of Best young British Novelists und erhielt 2008 den Somerset Maugham Award. Als London-Redakteur ist er für die Paris Review tätig, war gemeinsam mit Daniel Kehlmann S. Fischer Gastprofessor und hat zusammen mit Hans-Ulrich Obrist und Rem Kohlhaas das Studio Créole entwickelt, eine Performance-Reihe zur Übersetzung.
Jan Wilm ist Autor, Übersetzer und Literaturkritiker. 2016 erschien von ihm das Buch The Slow Philosophy of J. M. Coetzee, 2019 der Roman Winterjahrbuch.
Viola Pobitschka ist Film- und Theaterschauspielerin sowie Sprecherin für Hörbücher und Hörspielproduktionen mit Wohnsitz in Frankfurt am Main.