Verena Güntner

»Medulla«

19:30

»Weil ich nicht will.«

 

Siv, Leyla und Esther – drei Frauen, deren Lebenswege sich beruflich und privat immer wieder kreuzen, werden im selben heißen Sommer schwanger. Siv wollte nie ein Kind, Leyla hat es lange erfolglos versucht, und Esther ist Zeit ihres Lebens so darauf bedacht, ihre Gefühle zu kontrollieren, dass sie selbst nicht weiß, wie sie zu ihrer Schwangerschaft steht.

Jan, David und Jacob sind die jeweiligen Partner – und keine Hilfe. Jan ist so mit seiner eigenen Midlifecrisis beschäftigt, dass er vergisst, dass die Welt um ihn herum auch Bedürfnisse hat, David verklärt die bizarr symbiotische Liebe der eigenen Eltern zum Ideal, und Jacob geht auf so übergriffige Weise in seine Rolle als werdender Elternteil auf, dass ihm selbst jederzeit die Milch einschießen könnte. Allen dreien ist aber etwas gemein: Sie wollen über die Körper ihrer Partnerinnen verfügen.

Verena Güntner legt mit Medulla ein Buch vor, das wie kaum ein anderes in den letzten Jahren als Plädoyer für die unantastbaren Souveränität von Frauen über ihre Körper gelesen werden kann. Weil aber bei Güntner der erste Eindruck stets täuscht, ist der Roman ungleich mehr als ein literarisches Manifest. Denn im sommerlichen Flirren verrutscht die Realität immer wieder und gibt den Blick frei auf Randständigkeit und Begehren, auf das Abstoßende und Rührende, auf Verstörung und große Komik. Und nicht zuletzt auf drei Frauen, die erst in der Auseinandersetzung mit den eigenen Abgründen zu sich selbst finden.

Moderation: Björn Jager

Verena Güntner
© Stefan Klüger

Verena Güntner, 1978 in Ulm geboren, spielte nach ihrem Schauspielstudium viele Jahre am Theater. Ihr Debüt Es bringen erschien 2014. Ihr zweiter Roman Power wurde 2020 für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert und 2021 mit dem Schubart-Literaturförderpreis bedacht. Als Teil des feministischen Literaturkollektivs LIQUID CENTER gab Verena Güntner 2024 den Kollektivroman Wir kommen heraus. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin.