Ohne sie keine Lesung. Ohne sie kein Gespräch. Kein Literaturforum also, und auch kein: Schmecken, Lecken, Küssen, Zeigen. Die menschliche Zunge ist der soziale Muskel schlechthin. Wer aber respektiert werden will, sollte sie im Zaum halten. Fast könnte man meinen, dass wir diesem Organ, das so zentral ist für unsere Weltbeziehung, misstrauen. Als wäre die Zunge ein Wesen mit eigenem Willen – unberechenbar wie die Schlange, die eine gespaltene Zunge hat.

Schon oft hat Florian Werner sich in seinen Sachbüchern Dingen, Orten und Wesen angenommen, die in unserer Kultur allgegenwärtig sind und dennoch kaum Beachtung finden –  von der Kuh bis zur Raststätte. In Die Zunge setzt er nun einem unterschätzten Körperteil ein Denkmal und beschreibt dieses Organ erstmals in seiner ganzen Komplexität: als Sprachinstrument und Geschmacksorgan, als erogene Zone und obszönes Zeichen, als Gegenstand von Literatur, Musik, Kunst, Film und Werbung.

Moderation: Silke Hartmann