Franz Friedrich

»Die Passagierin«

19:30

Mousonturm

In Kolchis gibt es ein Sanatorium, das als Refugium für Zeitreisende dient. Aus den unterschiedlichsten Jahrhunderten wurden die Menschen hierher evakuiert – auch Heather, die als Teenager herkam und jetzt, Jahre später, nach Kolchis zurückkehrt. Doch die Zukunft ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Das Sanatorium ist verfallen, die übrig gebliebenen Bewohner*innen haben sich in ihre eigene Welt zurückgezogen. Matthias, der aus der Zeit der Bauernkriege evakuiert wurde, wird für Heather dennoch zu einem Vertrauten, der ihr zeigt, dass Kapitulation das Ende von Menschlichkeit bedeutet.

Spätestens seit Thomas Manns Zauberberg ist das Sanatorium das ideale Setting, um in der Literatur eine in sich geschlossene Welt zu etablieren, einen von Zeit und Raum enthobenen Ort, an dem sich die Figuren in Ruhe den großen Fragen ihrer Existenz widmen können. Mit Die Passagierin hebt Franz Friedrich das Genre des Sanatoriumsromans auf eine neue Ebene, indem er erzählerisch die ganz großen Bögen spannt, ohne dabei den Blick auf die Details zu verlieren.

Moderation: Christoph Schröder

Franz Friedrich, geboren 1983, studierte Experimentalfilm an der Universität der Künste Berlin und in Leipzig am Deutschen Literaturinstitut. Mit seinem Debüt Die Meisen von Uusimaa singen nicht mehr wurde er mit dem Literaturpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung ausgezeichnet und war für den Deutschen Buchpreis nominiert. Franz Friedrich lebt in Berlin.