»Mini und Miki wollen nett sein, aber nichts ist einfach. Die Welt ist schrecklich, alles muss sterben. Die beiden müssen ziemlich viel erleiden, und genau dafür lieben wir sie.«
Als Punk, als Pop, als anarchisch wurden die Bücher von Barbi Marković bezeichnet - angefangen bei Ausgehen 2009, einer Erzählung, die Thomas Bernhards Gehen kongenial remixt und mit nur wenigen Änderungen von Orten und Namen in die Belgrader Clubszene überführt. In Superheldinnen und ihrem ersten auf Deutsch verfassten und 2022 erschienenen Roman Die verschissene Zeit wiederum beweist Marković, was sie vom Primat des realistischen Erzählens hält – nicht viel: Walten im einen Text chaotische Superkräfte zwischen Berlin, Belgrad und Sarajewo, taucht im anderen eine Zeitmaschine auf, mit deren Hilfe die Protagonist*innen versuchen, das Belgrad der 90er Jahre vor sich selbst zu retten.
In diesem Jahr erhielt die in Wien lebende Autorin den Preis der Leipziger Buchmesse für Minihorror, eine Sammlung von Erzählungen über das Paar Mini und Miki. Lakonisch und gleichzeitig cartoonhaft kommen die Episoden über das Alltagsleben der beiden daher, ein Alltag, der im Verlauf der Geschichte in einen sich immer rasanter drehenden Strudel des grotesken, urkomischen Grusels gezogen und von diesem schließlich verschlungen wird – wenn nicht die fleischfressende Cousine Jennifer schneller war oder die aus Keksteig bestehenden Frauen aus Mikis Provinzfamilie ganz andere Pläne haben.
Moderation: Björn Jager
Barbi Marković, geboren 1980 in Belgrad, studierte Germanistik, lebt seit 2006 in Wien. 2009 machte Marković mit dem Thomas-Bernhard-Remix-Roman Ausgehen Furore. 2016 erschien der Roman Superheldinnen, für den sie den Literaturpreis Alpha, den Förderpreis des Adelbert-von-Chamisso-Preises sowie 2019 den Priessnitz-Preis erhielt. 2017 las Barbi Marković beim Bachmann-Preis. 2023 erhielt sie den Kunstpreis Berlin für Literatur und 2024 für Minihorror den Preis der Leipziger Buchmesse und den Carl-Amery-Literaturpreis für ihr literarisches Werk.