Siri Ranva Hjelm Jacobsen

»Insel«

19:30

Was ist Heimat? Der Ort, an dem man aufwuchs? Oder der Ort, nach dem man sich sehnt, ohne je dort gelebt zu haben? Die Erzählerin in Siri Ranva Hjelm Jacobsens Roman Insel spürt eine profunde Heimatlosigkeit. Aufgewachsen ist sie auf dem dänischen Festland, doch ihre Großeltern stammen von den Färöer Inseln, die sie kurz vor der Besatzung Dänemarks durch die Deutschen verlassen mussten, um in Kopenhagen ein neues Leben zu beginnen. Nun, nach dem Tod der beiden, begibt sich die Enkelin auf eine Spurensuche nach der eigenen Herkunft.

Insel, Jacobsens bereits 2016 in Dänemark erschienenes Debüt, ist eine Verlustgeschichte: Sie erzählt von der gewaltsamen Entwurzelungen einer Familie, vom Verlust von Heimat und Zugehörigkeit – und davon, wie sich die Wunden in die nachfolgenden Generationen einschreiben. Die eigentliche Hauptfigur ist dabei jedoch nicht die namenlose Ich-Erzählerin, sondern die so präzise wie hochpoetische Sprache, die Jacobsen findet, um die windumtosten Inseln im Antlantik genauso greifbar zu machen wie die brüchige Identität der Frau, die ihre eigene Familiengeschichte zu begreifen versucht. Nicht ohne Grund ist an diesem Abend auch die Übersetzerin des Romans, Franziska Hüther, zu Gast, um im Gespräch mit Siri Ranva Hjelm Jacobsen und dem Moderator Ulrich Sonnenberg Auskunft über ihre übersetzerische Arbeit zu geben.

 

Moderation: Ulrich Sonnenberg & Franziska Hüther

Lesung des dt. Textes: Anna Böger

In Kooperation mit dem Institut für Skandinavistik der Goethe Universität Frankfurt

Siri Ranva Hjelm Jacobsen
© Kajsa Gullberg

Siri Ranva Hjelm Jacobsen, geboren 1980, ist eine dänische Schriftstellerin und Literaturkritikerin. Sie lebt in Kopenhagen. Insel ist ihr erstes Buch in deutscher Übersetzung.

Ulrich Sonnenberg, geboren 1955 in Hannover, arbeitete als Buchhändler und Vertriebsleiter bei Suhrkamp. Zusammen mit Klaus Schöffling gründete er die FVA-Frankfurter Verlagsanstalt. Seit 2004 ist Sonnenberg freier Übersetzer aus dem Dänischen und Norwegischen. 2013 erhielt er den Übersetzerpreis des Staatlichen Dänischen Kunstrats.

Franziska Hüther, geboren 1988, studierte Skandinavistik und Germanistik in Frankfurt a. M. und Reykjavík. Nach längerem Aufenthalt in Skandinavien ist sie seit 2017 als Übersetzerin aus dem Dänischen, Schwedischen und Norwegischen sowie als Dozentin für literarisches Übersetzen tätig. 2021 wurde sie mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. Sie lebt in Mühltal im Odenwald.

Anna Böger, geboren 1977 in München, lebt als Schauspielerin für Theater, Film und Fernsehen in Frankfurt am Main.