Was ein unbeschwerter Familienausflug hätte werden sollen, ein entspanntes Wochenende am See, verwandelt sich bald in einen Albtraum: Der Ehemann der Protagonistin kentert mit seinem Segelboot und ertrinkt. Die Frau bleibt am Ufer zurück, in jedem Arm eines der beiden gemeinsamen Kinder, und versucht zu begreifen, was sich nicht begreifen lässt.
Mit fesselnder Schonungslosigkeit erzählt Maike Wetzel in Schwebende Brücken vom Weiterleben nach einem großen Verlust, von Elternschaft unter erschwerten Bedingungen und von den Höhen und Tiefen einer Ehe, die abrupt zu einem Ende kommt. Immer wieder fließen dabei literarische Vorbilder und Mythen von Orpheus und Eurydike bis Sylvia Plath in die Erzählung ein, die sich als langer Brief an den Verstorbenen lesen lässt. Ein Trauerbuch von beeindruckender Ehrlichkeit und sprachlicher Schönheit – und ohne jede Sentimentalität.
Moderation: Björn Jager
Maike Wetzel studierte an der Münchner Filmhochschule und in Großbritannien und lebt mittlerweile als Schriftstellerin, Theater- und Drehbuchautorin in Berlin. Sie erhielt zahlreiche Stipendien und Literaturpreise. In der Villa Aurora in Los Angeles entstand ein Teil der Erzählungen in Entfernte Geliebte (2019). Ihr Romandebüt Elly (2018) wurde unter anderem mit dem Robert-Gernhardt-Preis ausgezeichnet. PROLL! von Adrian Figueroa nach ihrem Drehbuch gewann den Deutschen Kurzfilmpreis 2021.