Auf den ersten Blick könnten Dieo und Zazie unterschiedlicher nicht sein. Hier Dieo, angekommen im bürgerlichen Familienleben. Mit ihrem Mann, einem Start-Up-Angestellten, und den drei Söhnen lebt sie im Frankfurter Nordend und will sich als Therapeutin niederlassen. Und dort ihre Schwester Zazie, gerade mit dem Studium fertig, in Beziehungen unverbindlich, vor allem aber: wütend. Zazie geht keiner Konfrontation aus dem Weg, wenn ihr Rassimus oder Seximus begegnen. Aber genau dort berühren sich die Leben der beiden eben doch: Denn auch Dieo leidet – unter dem gesellschaftlichen Druck, der an eine Mutter herangetragen wird. Als Papis, der Vater der beiden, der vor mehr als 40 Jahren nach Deutschland kam, unerwartet stirbt, begeben sich die beiden Schwestern auf eine Reise in den Senegal.
Mit Weiße Wolken legt Yandé Seck ein Debüt vor, das auf ganz neue Weise die bestimmenden Themen unserer Zeit – Sorgearbeit, Elternschaft, Zugehörigkeit und Ausgrenzung – in den Blick nimmt: Leise, eindringlich, mit feinem Humor und Sinn für Zwischentöne zeichnet sie das Porträt zweier Schwestern, die mit ihren familiären Wurzeln konfrontiert werden und plötzlich auch ihre eigene Beziehung neu deuten müssen.
Moderation: Björn Jager
Yandé Seck wurde 1986 in Heidelberg geboren und wuchs dort und in Frankfurt am Main auf, wo sie heute mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern lebt. Sie arbeitet als Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche, lehrt außerdem an der Uni Frankfurt und promoviert zu Mutterschaft, Migration und Psychoanalyse. Weiße Wolken ist ihr erster Roman.