»Wer schreibt hier? Was schreibt hier, was ist hier am Werk?«, heißt es einmal in Wir kommen, und diese Fragen sind hier Programm. Denn Wir kommen ist im Kollektiv entstanden: 18 Autor*innen haben über sechs Wochen anonym an einem Dokument im Netz gearbeitet und sich über weibliche und queere Sexualität, übers Altern, über Scham ausgetauscht und über all die Schnittpunkte, in denen diese Themen aufeinandertreffen. Mehr als 50 Jahre liegen zwischen den jüngsten und den ältesten Teilnehmer*innen, zu denen neue Stimmen sowie längst etablierte gehören. Der Text, der so entstanden ist, changiert beständig zwischen Zwiegespräch und Chor, zwischen Witz und poetischer Beobachtung. Vor allem aber berührt er. Denn die Anonymität sorgt für eine Offenheit im Sprechen: über Begehren genauso wie über Verletzungen und Traumata. Wir kommen wird so zu einem solidarischen Projekt, zu einem Raum, in dem aus einem Austausch gleichermaßen Trost wie Literatur wird.
Zu Gast an diesem Abend sind die drei Herausgeberinnen Verena Güntner, Elisabeth R. Hager und Julia Wolf sowie stellvertretend für die weiteren Beteiligten Caca Savić.
Moderation: Björn Jager
Verena Güntner, 1978 in Ulm geboren, spielte nach ihrem Schauspielstudium viele Jahre am Theater. Ihr Romandebüt Es bringen (2014) wurde für die Bühne adaptiert und mit dem deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet. Verena Güntner erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, u.a. den Kelag-Preis beim Bachmann-Wettbewerb und das Berliner Senatsstipendium. Power wurde 2020 nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse sowie 2021 mit dem Schubart-Literaturförderpreis bedacht. Verena Güntner lebt in Berlin.
Elisabeth R. Hager, geboren 1981 in Tirol, ist Schriftstellerin, Klangkünstlerin und redaktionelle Mitarbeiterin der Abteilung Radiokunst von Deutschlandfunk Kultur. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u. a. das Hilde Zach Literaturstipendium der Stadt Innsbruck 2018. Als Teil des Kollektivs »Writing with CARE / RAGE« kämpft sie für die bessere Vereinbarkeit von Care-Arbeit und Schreiben. Sie lebt mit ihrer Familie zwischen Berlin, Tirol und Neuseeland.
Caca Savić wurde in Österreich geboren und wuchs in einer mehrsprachigen Umgebung auf. Sie studierte Kunst- und Kultursoziologie sowie Architektur in Wien und lebt als Autorin in Berlin. Ihre Texte erschienen in Zeitschriften, Anthologien und Kunstkatalogen. In Kooperationen mit bildenden und darstellenden Künstler*innen erforscht sie die Schnittstellen von Literatur, Bild, Körper, Raum. 2017 wurde sie mit dem Kunstpreis des Europäischen Frauenforums für Kunst und Kultur e. V. ausgezeichnet.
Julia Wolf, 1980 in Groß-Gerau geboren, lebt in Berlin und Leipzig. Für ihren Debütroman Alles ist jetzt (2015) erhielt sie den Kunstpreis Literatur der Brandenburg Lotto GmbH. Beim Ingeborg-Bachmann-Preis 2016 las sie einen Auszug aus ihrem Roman Walter Nowak bleibt liegen (2017), für den sie mit dem renommierten 3sat-Preis und dem Nicolas-Born-Debütpreis ausgezeichnet wurde. Walter Nowak bleibt liegen wurde 2017 für den Deutschen Buchpreis nominiert. Für Alte Mädchen wurde Julia Wolf mit dem Robert Gernhardt Preis 2018 ausgezeichnet.