Dass patriarchale Strukturen der Gleichberechtigung im Weg stehen, wissen wir nicht erst seit gestern. Das Ungleichgewicht bei der Entlohnung von Männern und Frauen oder bei der Aufteilung von Sorge- und Hausarbeit ist bekannt, Ungerechtigkeiten in anderen Bereichen bleiben jedoch häufig verborgen. Ob öffentlicher Raum, Medizin oder Teilhabe am Literaturbetrieb: Schieflagen finden sich überall. Herzinfarkte bei Frauen sind rar? Nein, aber sie weisen andere Symptome auf als bei Männern und werden daher seltener diagnostiziert. Öffentliche Toiletten? Während Pissoirs oft kostenlos nutzbar sind, fällt für die Kabinennutzung eine Gebühr an. Autorinnen? Publizieren nicht weniger Bücher, werden aber deutlich seltener besprochen – ganz davon abgesehen, dass Literatur auch sehr viel häufiger von männlichen Rezensenten besprochen wird.
In Das Patriarchat der Dinge und Frauenliteratur machen Rebekka Endler und Nicole Seifert Strukturen sichtbar, von denen man zwar wissen könnte, die aber im Verborgenen bleiben, wenn man nicht genau hinschaut. Die Autorinnen legen Finger in Wunden, und dass ihre Texte dabei durchaus Widerstand erzeugen, zeigt erst recht, wie wichtig sie sind.
Moderation: Sonja Eismann
Rebekka Endler arbeitet als Journalistin, Podcasterin und freie Autorin unter anderem für den Deutschlandfunk und den WDR. Das Patriarchat der Dinge (2021) ist ihr erstes Buch.
Nicole Seifert lebt in Hamburg, wo sie als Übersetzerin und Autorin arbeitet. Ihr Literaturblog Nacht und Tag, auf dem sie sich ausschließlich mit der Literatur von Frauen beschäftigt, wurde 2019 mit dem Buchblog Award des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet.
Sonja Eismann lebt als freie Journalistin und Kulturwissenschaftlerin in Berlin und ist Mitgründerin, Mitherausgeberin und Redakteurin des Missy Magazine.