Selten wurde so schön gelitten wie in Stine Pilgaards Meine Mutter sagt. Die Ich-Erzählerin, eine junge Frau, wurde von ihrer Partnerin verlassen und ist nun bei ihrem Vater gestrandet, einem Pfarrer mit Vorliebe für Rockmusik. Sie leidet bei Rotwein und schlechten Serien auf dessen Couch, sie leidet, wenn sie mit ihrer Mutter telefoniert, sie leidet bei ihrem Arzt, den sie ständig und weitestgehend grundlos aufsucht.
Ein »besonderes Talent, der Welt deine Leiden mitzuteilen« wird ihr von ihrer besten Freundin Mulle attestiert, und es ist Stine Pilgaards besonderes Talent, das Jammertal ihrer Heldin auszukleiden mit chaotischem Witz, Tempo und Sprachverspieltheit. Pilgaard gelingt es mit hinreißender Leichtigkeit, die Trauer ihrer Protagonistin ernst zu nehmen und gleichzeitig skurril von deren absurden Rückeroberungsversuchen zu erzählen, stets begleitet von so gut gemeinten wie absolut nervtötenden Ratschlägen von Eltern und dem Freundeskreis.
Moderation: Justus Carl
Lesung aus der dt. Übersetzung: Viola Pobitschka
Mit freundlicher Unterstützung durch die Danish Art Foundation.
Stine Pilgaard wurde 1984 geboren. Bereits ihr erster Roman Meine Mutter sagt war ein Erfolg bei Publikum und Kritik. Mit Meter pro Sekunde, für das sie den Goldenen Lorbeer der dänischen Buchhändler erhielt, ist zuvor erstmals eines ihrer Bücher auf Deutsch erschienen – beide Romane in der großartigen Übersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel. Stine Pilgaard lebt in Kopenhagen.
Justus Carl arbeitet freiberuflich als literarischer Übersetzer aus dem Dänischen, Schwedischen und Norwegischen. Für seine Arbeit wurde er unter anderem mit Stipendien des Deutschen Übersetzerfonds sowie des Literarischen Colloquiums Berlin geehrt.
Viola Pobitschka ist Film- und Theaterschauspielerin sowie Sprecherin für Hörbücher und Hörspielproduktionen mit Wohnsitz in Frankfurt am Main.