Wer ist diese Ada, von der Sharon Dodua Otoos Debütroman handelt? Ada ist viele. Sie ist eine junge Sklavin im Ghana des 15. Jahrhunderts, sie ist Ada Lovelace, Programmierpionierin des 19. Jahrhunderts, sie wird in einem KZ zur Prostitution gezwungen und sucht im Berlin der Gegenwart hochschwanger nach einer Wohnung. Otoos Adas sind schwarz und weiß, und was sie verbindet, ist das goldene Armband, das von Zeitebene zu Zeitebene weitergegeben wird. Und wer spricht im Roman? Nicht nur Ada, sondern auch ein Weltgeist, der mal die Perspektive eines Besens annimmt, mal Reisepass ist und mal Türklopfer.
Nach ihrem Siegtext beim Bachmannpreis 2016, bei dem es ein Frühstücksei war, das uns Herrn Gröttrup näherbrachte, legt Sharon Dodua Otoo mit Adas Raum nun auch auf der langen Strecke einen Text vor, der formal viel wagt. Über nahezu 600 Jahre spannt sie einen Erzählbogen, der bei aller Freude am Experiment und am Sprachspiel Verlaufslinien nachzeichnet von Gewalt und Rassismus, von Ungleichheit und Ohnmacht.
Moderation: Björn Jager
Sharon Dodua Otoo ist eine britisch-deutsche Autorin und politische Aktivistin. Im S. Fischer Verlag erschienen bisher die Novellen die dinge, die ich denke, während ich höflich lächle und Synchronicity (2017) in deutscher Übersetzung. Mit ihrer Erzählung Herr Gröttrup setzt sich hin gewann sie 2016 den Ingeborg-Bachmann-Preis.