Arnold Stadler

»Am siebten Tag flog ich zurück«

19:30

Der Kilimandscharo ist seit Kindertagen ein Sehnsuchtsort Arnold Stadlers: Ein Ölgemälde des schneeumwehten Gipfels hing schon im elterlichen Wohnzimmer und sorgte für Fernweh. Als schließlich eine Zeitung beim Büchnerpreisträger anklopft und ihn für eine Reisereportage über einen Ort seiner Wahl anfragt, ist das Ziel schnell gewählt, der eigenen Flugangst zum Trotz. Weitere Zumutungen folgen: Furcht vor Hyänen, Mitleid mit einem toten Zebra, stehlende Schimpansen oder schlicht die Anwesenheit von Mitreisenden.

Doch Am siebten Tag flog ich zurück wäre kein echter Stadler-Roman, wenn der Autor sich tatsächlich auf eine klassische Beschreibung einer Reise beschränkt hätte. Nicht umsonst heißt es einmal: »Mein Leben hat keinen Plot.« Statt sich geradlinig erzählend von A nach B zu bewegen, lässt Stadler sich treiben. Er mäandert assoziativ durch seine eigene Lebensgeschichte, unternimmt Ausflüge in die Kulturhistorie und wandert Nebenpfade ab, immer getreu dem Motto, dass Abschweifungen zugelassen werden müssen, um aus einem Stoff Literatur zu machen. Und was ist der Stoff? Es ist das Leben des Autors selbst, es sind die bekannten Motive, virtuos variiert: Sehnsucht und Heimweh, das Dorf, die Kunst, der Glaube, so melancholisch und gleichzeitig komisch, wie man es vielleicht nur von Stadler kennt.

Moderation: Christoph Schröder

Arnold Stadler wurde 1954 in Meßkirch geboren. Er studierte katholische Theologie in München, Rom und Freiburg, anschließend Literaturwissenschaft in Freiburg, Bonn und Köln. Er lebt und schreibt in Berlin, in Sallahn unweit der Elbe und in Rast über Meßkirch. Arnold Stadler erhielt zahlreiche bedeutende Literaturpreise, darunter der Georg-Büchner-Preis.