Philipp Winkler

»Carnival«

15:00

Sie heißen Edbob und Goldie, Habibi Frank und Darlien, Bayou Bill und Cevenna. Ihre Heimat ist der Midway, der Prachtboulevard eines jeden Jahrmarktes. Sie sind Erstmaier und Holmirmas, Messerwerfer und Artisten, sie wickeln Zuckerwatte um Holzstäbchen oder zwirbeln den Gästen das Geld aus der Hose. Carnival ist ihre Geschichte.

Wer hier erzählt? Es ist das Wir, der Trauerchor der Kirmser. Sie wandern von Stadt zu Stadt und bauen ihre Zelte und Schießbuden auf. Sie passen sich der Zeit an und ersetzen die Freaks mit Tieren, die Holzkarussells mit Hydraulik. Ihren eigenen Untergang jedoch können auch sie nicht verhindern. Der Rummel mag ihr Leben sein, hier wird geheiratet und gestorben, hier kommen die Kinder zur Welt, die irgendwann das Geschäft übernehmen sollen. Aber die Gesellschaft hat leider andere Pläne.

Vier Jahre nach seinem gefeierten Debüt Hool legt Philipp Winkler nach. Auf den Realismus von damals folgt mit Carnival ein Märchen, statt ins Stadion führt er uns nun auf den Jahrmarkt. Eins aber beweist Winkler einmal mehr: seine immense Empathie für diejenigen, die sich ganz am Rande der Gesellschaft bewegen.

 

Moderation: Christoph Schröder

In Kooperation mit dem Haus am Dom und mit freundlicher Unterstützung durch das Kulturamt Frankfurt am Main.

Philipp Winkler, 1986 geboren, aufgewachsen in Hagenburg bei Hannover. Studierte Literarisches Schreiben in Hildesheim. Lebt in Leipzig. Auslandsaufenthalte im Kosovo und in Japan. Für seinen Debütroman »HOOL« erhielt er den ZDF aspekte-Literaturpreis für das beste deutschsprachige Debüt, stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises und war zum Festival Neue Literatur in New York eingeladen. Der Roman war ein Spiegel Bestseller, wurde in mehrere Sprachen übersetzt und für die Bühne adaptiert.

Christoph Schröder ist freier Autor, Dozent und Literaturkritiker in Frankfurt am Main und schreibt u.a. für die ZEIT, SZ und den Tagesspiegel. Als Juror war er u.a. für die Vergabe des Deutschen Buchpreises 2016 sowie seit 2009 für die Vergabe des Robert-Gernhardt-Preises mitverantwortlich.