9/11 ist der Dreh- und Angelpunkt in Nell Zinks neuem Roman Das Hohe Lied. Er teilt das Leben seiner Protagonisten in ein Vorher und Nachher. In den späten 80ern gründen Pam, Daniel und Joe eine Punkband, die so erfolglos ist, dass plötzliche Veränderungen wie ein Glücksfall anmuten: Pam und Daniel bekommen ein Baby, Flora, und Joe erlebt mit Hilfe der beiden den Durchbruch als Solokünstler. Der Terrorangriff jedoch verändert alles: Eine der drei Hauptfiguren wird ihr Leben verlieren, und nach und nach wird Flora die neue Protagonistin des Romans. Durch ihre Augen erleben wir die tektonischen Verschiebungen der Weltpolitik, vom drohenden Klimawandel bis hin zur Wahl Donald Trumps.
Das Hohe Lied vereint all das, was Nell Zink in ihrer amerikanischen Heimat und jetzt auch in Deutschland zu einer der meistgepriesenen Autorinnen der Gegenwart gemacht hat: In Punk-Manier und mit überbordender Phantasie wirft sie Romankonventionen über Bord, ohne das aus den Augen zu verlieren, was man vielleicht ihr Lebensthema bezeichnen könnte: die Frage danach, in welchem Verhältnis Familie, das Private und das Politische zueinanderstehen.
Moderation: Jan Wilm
In Kooperation mit dem Haus am Dom und mit freundlicher Unterstützung durch das Kulturamt Frankfurt am Main.
Nell Zink, 1964 in Kalifornien geboren, wuchs im ländlichen Virginia auf. Sie studierte am College of William and Mary Philosophie und wurde, später im Leben, in Medienwissenschaft an der Universität Tübingen promoviert. Mit ihrem 2019 erschienenen Roman ‚Virginia‘ war sie für den National Book Award nominiert. Sie lebt in Bad Belzig, südlich von Berlin.
Jan Wilm ist Übersetzer, Literaturkritiker und Autor. 2019 erschien sein Debütroman Winterjahrbuch. Er übersetzt u.a. Maggie Nelson aus dem Amerikanischen.