Es heißt oft, der Tod sei das große Tabu unserer Gesellschaft. Vielleicht müsste es etwas präziser heißen: Das Sterben ist das Tabu. Genau davon erzählen Gabriele von Arnim in Das Leben ist ein vorübergehender Zustand und Maren Wurster in Papa stirbt, Mama auch. Am Tag, als Gabriele von Arnim ihrem Mann sagt, dass sie ihn verlassen wird, erleidet dieser einen Schlaganfall, wenige Tage später einen zweiten. Maren Wursters Vater liegt mit einer schweren Krankheit auf der Intensivstation, ihre demente Mutter erkrankt kurz darauf im Pflegeheim an COVID. Zehn Jahre wird von Arnim ihren Mann pflegen, Wurster bleibt nur wenig Zeit.
Ganz offen beschreiben die Autorinnen die Zumutungen des Alltags und ihrer Lebensgeschichten, schreiben von Sucht, von Übergriffigkeit und immer auch von der Frage, was Würde ist. Halt gibt ihnen der Blick zurück – zu verstehen, warum jemand geworden ist, was er ist. Und zu verstehen, warum man für den Anderen tut, was man tut. So gelingt es ihnen, ungeschönt von den Härten des Verfalls und der Pflegearbeit zu erzählen und gleichzeitig auch immer von Liebe und Zuneigung.
Moderation: Julia Wolf
Maren Wurster studierte u.a. am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. 2017 erschien ihr Debütroman Das Fell. Sie ist Teil des Autorinnen*kollektivs »Writing with CARE/RAGE« und
erhielt neben anderen das Werkstipendium des Deutschen Literaturfonds. Mit Papa stirbt, Mama auch stand sie auf der Shortlist des Wortmeldungen-Literaturpreises.
Gabriele von Arnim ist Journalistin, Moderatorin und Schriftstellerin. Als freie Journalistin arbeitete sie zehn Jahre in New York und danach für Die Zeit, die Süddeutsche Zeitung, den BR, WDR und arte.
Julia Wolf hat für Theater und Film geschrieben und ihre eigenen Hörspiele fürs Radio inszeniert. 2015 debütierte sie bei der Frankfurter Verlagsanstalt mit Alles ist jetzt, 2017 erschien
ihr zweiter Roman Walter Nowak bleibt liegen, der für den Deutschen Buchpreis nominiert war.