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»Vergiss, was du tust, folge einem Gesang.« Präziser lässt sich ein poetologischer Gedanke kaum in einen Vers packen: Denn nicht immer muss ein Text ein Narrativ verfolgen, schon gar nicht muss er gänzlich entschlüsselbar sein – manchmal strahlt er in Klang und Rhythmus eine Schönheit aus, die für sich allein Gültigkeit hat. Es ist nicht irgendein Gesang, dem wir im Gedichtband Gestohlene Luft folgen, sondern der von Yevgeniy Breyger, dem »Dichter der Königreiche und des Tages 8« (so die Darmstädter Jury in ihrer Begründung zur Verleihung des Leonce-und-Lena-Preises). Klar in der Form, wildwüchsig in seiner Bilderwelt, mal im Ton der Verkündigung, mal zweifelnd werden in Breygers Gedichten Fragen ins Nichts gestellt, werden Königreiche heraufbeschworen und prophetische Ratschläge erteilt. Schöner lässt sich die Aufbruchstimmung eines Spätsommers nicht in Worte fassen: Vergessen wir, was wir tun, folgen wir einem Gesang.
Moderation: Beate Tröger
Yevgeniy Breyger studierte u.a. am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. 2016 erschien sein Debütband Flüchtige Monde bei kookbooks. Der Band wurde als eines der besten Lyrikdebüts des Jahres im Haus für Poesie gewürdigt. 2018 wurde er mit dem 2. Preis beim Lyrikpreis München und 2019 mit dem Leonce-und-Lena-Preis ausgezeichnet.
Beate Tröger ist Literaturkritikerin, u.a. für den SWR, DLF, FAZ, sowie Redakteurin des Kulturteils der Frankfurter Hefte. Sie lebt und arbeitet in Frankfurt.