Roman Ehrlich

»Malé«

19:30

Durch den steigenden Meeresspiegel ist das einstige Urlaubsparadies der Malediven dem Untergang geweiht. Das, was von der Inselgruppe übriggeblieben ist, wird von den Eigentlichen kontrolliert, einer geheimnisvollen Gruppe von Milizionären. Die heruntergekommene Hauptstadt Malé aber überlassen sie den Aussteigern, Abenteurern und Utopisten, die aus aller Welt hierher pilgern, um in den überfluteten Straßen und den verfallenen Hotels ihr Glück zu suchen – oder einfach nur zu verschwinden. Immer wieder kommen Leute vom Festland hierher, um nach den Verschollenen zu suchen, wie der verzweifelte Vater einer Schauspielerin, die sich angeblich irgendwo in der Stadt das Leben genommen hat, oder die amerikanische Literaturwissenschaftlerin Frances Ford, die auf der Suche nach einem spurlos verschwundenen Lyriker ist. Aber die Gefahr, sich in der Unterwelt der Zivilisationsmüden selbst zu verlieren, ist groß.
Roman Ehrlich zeichnet mit Malé ein dystopisches Zeitpanorama des Spätkapitalismus, ein Waterworld mit Film-Noir-Ästhetik und einem skurrilen Figurenensemble, das man so schnell nicht vergisst.

Moderation: Björn Jager

Roman Ehrlich, geboren 1983, wuchs in Neuburg an der Donau auf und studierte am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. 2013 erschien sein Debütroman Das kalte Jahr. Für seine Romane, Erzählungen und Bildbände wurde er vielfach ausgezeichnet, Malé ist nominiert für den Deutschen Buchpreis.