Sonja Eismann

»Candy Girls. Sexismus in der Musikindustrie«

19:30

»Wie und wo ist die Musikbranche sexistisch? Kurze Antwort: überall.«

Frauen werden in Songtexten entweder angeschmachtet und zur Heiligen gemacht, oder sie werden beleidigt, vergewaltigt, fetischisiert, sexualisiert und ermordet. Ob in den Lyrics, auf oder hinter der Bühne: Stets dienen sie als Projektionsfläche, statt als ebenbürtiges Subjekt verstanden zu werden. Wird ein männlicher Künstler immer als Künstler anerkannt, ist eine weibliche Künstlerin in erster Linie eine Frau. Ihr Körper wird durchgehend bewertet, als zu dick, zu dünn, zu perfekt oder zu alt. Sie kleidet sich entweder zu »schlampig« oder zu prüde und unweiblich. Während sie gar nicht zu jung sein kann, um sexualisiert zu werden, hat ihr Körper gleichzeitig ein Verfallsdatum. Und auch als Konsumentinnen werden junge Frauen stigmatisiert und nur als kreischende Fangirls oder moralschwache Groupies wahrgenommen – dabei sind sie es, die die Musikindustrie am Laufen halten. 

Sonja Eismann wirft mit ihrem neuen Buch Candy Girls – Sexismus in der Musikindustrie nicht nur einen kritischen Blick auf die Musikbranche und ihre inhärent sexistischen Strukturen, sondern zeigt auch auf, wie und in welchen anderen popkulturellen Kontexten, Frauen unter dem patriarchalen System leiden. In einer wütenden wie auch lehrreichen Mischung aus Analyse und Abrechnung beweist Eismann, wie tief Sexismus in der Musikindustrie und der gesamten Popkultur verankert ist und wie Phänomene wie Missbrauch und Pädosexualität nicht nur genre- und szeneübergreifend stattfinden, sondern sogar weitestgehend akzeptiert werden. 

 

Moderation: Silke Hartmann

In Kooperation mit MELODIVA - Frauen* Musik Büro.

Sonja Eismann
© Juliette Moarbes

Sonja Eismann, geboren 1973 in Heidelberg, ist Autorin, Journalistin und Kulturwissenschaftlerin.  Sie ist Mitbegründerin und Mitherausgeberin des feministischen, popkulturellen Missy Magazine, das seit 2008 erscheint. Darüber hinaus war und ist sie u.a. für Spex, taz, Freitag und Deutschlandfunk Kultur als Autorin und Journalistin tätig und forscht zu Genderdarstellungen im Pop. Sonja Eismann lebt in Berlin.

Silke Hartmann, geboren 1967, arbeitet als freie Kulturmanagerin in Frankfurt am Main. 2008 machte sie sich mit ihrer Agentur Kulturperle selbstständig und ist seither an der Konzeption und Organisation zahlreicher Veranstaltungen in und um Frankfurt beteiligt. Zudem ist sie Mitbegründerin und Mitveranstalterin der Veranstaltungsreihe text&beat.