Judith Keller & Gianna Molinari

Realitätsfern

19:30

Bisher hat keiner der literarischen Trends der letzten zwanzig, dreißig Jahre etwas daran geändert, dass es im deutschsprachigen Raum vor allem eine erzählerische Grundhaltung gibt: den psychologischen Realismus. Dennoch gibt es zahlreiche Autor*innen, die sich auch jenseits von festen Genrezuordnungen den Gesetzen des Realismus entziehen.

Da wäre zum Beispiel Judith Keller, die in Wilde Manöver mit anarchischer Freude am Absurden von einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen zwei Frauen erzählt, von einem gestohlenem Lieferwagen, einem vermeintlichen Drogengeschäft, von Abenteuern, die immer unwahrscheinlicher werden.

Weniger absurd, aber umso phantastischer geht es in Gianna Molinaris neuem Roman Hinter der Hecke die Welt zu: Dort begegenen uns Kinder, die nicht mehr wachsen und eine Hecke, die dafür umso mehr wächst und so zum Magneten für Touristen wird. Die Kinder und die Hecke sind die letzten Hoffnungsträger für ein Dorf, das vom Verschwinden bedroht ist, während in der Arktis – und hier wird’s wieder ganz real – die Gletscher schmelzen.

Moderation: Christian Dinger

Mit freundlicher Unterstützung durch Pro Helvetia.

Judith Keller, 1985 in Lachen in der Schweiz geboren, lebt in Zürich. Sie hat Literarisches Schreiben in Leipzig und Biel sowie Deutsch als Fremdsprache in Berlin und Bogotá studiert und war Redakteurin der Literaturzeitschrift EDIT. Für den Erzählungsband Die Fragwürdigen wurde Judith Keller mit Anerkennungspreisen von Stadt und Kanton Zürich ausgezeichnet.

Gianna Molinari wurde 1988 in Basel geboren und lebt in Zürich. Sie studierte Literarisches Schreiben am Schweizerischen Literaturinstitut und Neuere Deutsche Literatur an der Universität Lausanne. Für einen Auszug aus ihrem ersten Roman erhielt sie den 3sat-Preis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2017. Ihr Debütroman Hier ist noch alles möglich war ein großer Erfolg, wurde für das Theater adaptiert, erhielt den Robert-Walser- und den Clemens-Brentano-Preis und war für den Deutschen und den Schweizer Buchpreis nominiert.