Dass ein Dichter es mit der Sprache genau nehmen sollte, versteht sich von selbst. Die sprachliche Präzision, mit der Nico Bleutge seine Gedichte webt, ist jedoch eine Klasse für sich und versetzt die Lyrikgemeinde mit jedem Band aufs Neue ins Staunen. Das Staunen ist vielleicht auch das Geheimnis von Bleutges poetischem Prinzip, das sich mit geschärfter Wahrnehmung immer näher an die Gegenstände heranwagt, sich durch Bedeutungs- und Bewusstseinsschichten gräbt und sich niemals mit der zweitbesten Formulierung zufriedengibt.
Mit seinen vier bisher erschienenen Gedichtbänden hat Bleutge ein eigenes Bezugssystem geschaffen, ein komplexes Gesamtkunstwerk, das mit jeder Veröffentlichung weiterwächst und dringend im Rahmen unserer „Werkseinstellungen“ einmal unter die Lupe genommen werden sollte. Da trifft es sich gut, dass Bleutge mit derselben Präzision, mit der er Gedichte schreibt, auch über das Dichten spricht und schreibt, wie er es zuletzt in seinem Essayband Drei Fliegen getan hat.
Moderation: Beate Tröger
Nico Bleutge studierte von 1993 bis 1998 Neuere Deutsche Literatur, Allgemeine Rhetorik und Philosophie in Tübingen. Seine Gedichte wurden in zahlreichen Anthologien und Literaturzeitschriften veröffentlicht. 2006 debütierte er mit dem Gedichtband klare konturen. Seit 2001 arbeitet er als freier Literaturkritiker. Für sein Schreiben wurde er vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Erich-Fried-Preis, dem Alfred-Kerr-Preis, dem Kranichsteiner Literaturpreis und dem Stipendium der Villa Massimo Rom. Er lebt in Berlin.
Beate Tröger, geboren 1973 in Selb, studierte Germanistik, Anglistik und Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft in Erlangen und Berlin. Sie ist freie Literaturkritikerin, Moderatorin und Jurorin.